Durchlauchtigster Kronprintz!
Gnädigster Herr und Fürst!
Schon früher hätte ich gewünscht, Ihrer Königlichen Hoheit Nachricht zu geben über diejenigen Aufträge, womit Höchstdieselben mich beehrten, wenn ich nicht stets gehofft hätte, endlich etwas decisives schreiben zu können. Was Ihrer Hoheit Auftrag in Hinsicht des Discobolus betrifft, so kann ich Höchstdieselben nur anzeigen, daß vom Cardinal Fesch 6000 Scudi darauf geboten werden, für welchen Preiß man denselben aber durchaus nicht halb verkaufen wollen. Man sagt, daß der Kardinal Fesch nicht abläßt, von Zeit zu Zeit das Gebot zu wiederhohlen. Was die Statue des Tiber betrifft, so behaupten die Besitzer, daß 30000 Scudi dafür geboten, wofür sie sie dann auch wol in diesen schlechten Zeiten laßen würden. Mir ist dies Gebot sehr unwahrscheinlich, da ich es nicht für rathsam hielte, die Hälfte dafür zu geben, indem die Statue es nicht werth ist. Dem Verlangen Ihrer Hoheit gemäß bin ich bei allen dem so zu Wercke gegangen, daß man nicht einmal ahnden kann, daß Ihro Hoheit Absichten haben, dieselben zu kaufen, indem ich durch einen Dritten die Nachsuchungen deshalb habe anstellen laßen, wodurch meine Antwort sehr verzögert werden, und weshalb ich bitte, daß Ihro Hoheit mich gnädigst entschuldigen mögen.
Trotz allen mißlungene Versuchen halte ich es dennoch für meine angenehmste Pflicht, beständig meine Aufmerksamkeit auf diese beide Statüen zu haben, um vielleicht bei einer günstigeren Gelegenheit Eurer Hoheit beßer dienen zu können, als es mir bisher gelungen. Was Ihro Hoheit Auftrag in Hinsicht der Restaurationen betrifft, so werde ich dem, was Höchstdieselben von mir verlangen, auf’s püncktlichste nachzukommen suchen, und solche nebst der Statüe des Adonis im Anfang July fertig haben. Noch einmal bitte ich Euer Hoheit mich gnädigst zu entschuldigen, daß ich durch die Lage der Dinge verhindert worden bin, früher über Höchstdero Aufträge genaue Nachricht zu geben. Die schmeichelhafte Aufforderung eines Verzeichnisses meiner lezten Wercke, werde ich nicht ermangeln so rasch, als möglich zu erfüllen. Noch einmal ersuche ich Eurer Hoheit unterthänigst um die fernere Benutzung meiner geringen Kräfte und meines guten Willens. Mit der tiefsten Hochachtung habe ich die Ehre mich zu nennen Euer Hoheit
Rom den 12ten Februar 1813
unterthänigster Albert Thorwaldsen