Danish and German in Schleswig


Die deutsch-dänische Sprachgrenze war zunächst mit der durch naturgeographische Verhältnisse bedingten Stammesgrenze identisch.

Der Sprachenwechsel in dem Gebiet zwischen der ältesten durch Flurnamen belegte Grenze und der heutigen Staatsgrenze ist nicht die Folge einer kriegerischen Eroberung, auch nicht eines politisch gesteuerten Germanisierungsprozesses, wie man von dänischer Seite gerne hat behaupten wollen, sondern die Folge einer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, die erst seit dem 19. Jahrhundert auch politisch gesteuert wurde.

Als Folge einer Einwanderung vom Süden her im Rahmen der Nord- und Ostkolonisation der Deutschen und der Expansion des Geltungsbereichs der Hanse wurde die alte Sprachgrenze verwischt. Die Einwanderung konzentrierte sich auf die Städte im Osten, und die geographisch bedingte Sprachgrenze wurde zu einer sozial bedingten, die zwischen der alten Stadt- und Landbevölkerung und der neuen wirtschaftlich starken Bevölkerungsschicht verlief. Die Sprache dieser Schicht wurde zur Prestigesprache, deren Erlernung für die Stammbevölkerung attraktiv war, da sie damit Handel und Wirtschaft erleichterte und den eigenen sozialen Aufstieg förderte. Verständnisschwierigkeiten waren in der mehrsprachigen Gesellschaft minimal.

Das 19. Jahrhundert schuf die Voraussetzungen für nationales Denken, die Sprache wurde ein Ausdruck der nationalen Identität. Der geschwächte dänische Gesamtstaat wollte den Sieg über die Schleswig-Holsteiner mit einer Danisierung der Region kronen. Die Sprachreskripte zur Stärkung des Dänischen machte die Stimmung noch angespannter. Nach dem Krieg 1864 machten die Preußen mit ihrer rigorosen Sprachpolitik den gleichen Fehler. Bis zur Rückgabe Nordschleswigs an Dänemark 1920 war die Sprache ein Mittel in den heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen.

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Last updated 11.05.2017