Carl Ritter
Napoli
Bertel Thorvaldsen
Rom
Ingen udskrift.
Dateringen fremgår af brevet.
Kommentarerne til dette brev er under udarbejdelse.
Verehrungswürdigster Freund!
Fern von Ihnen wird Ihrer sehr oft gedacht; zumal in unserm kleinen Kreise, von Ihren und unsern Freunden, und wie oft schon wären Sie mit uns auf den Golf von Neapel und Bajae umher geschwebt, wenn die Wünsche der Sterblichen in Erfüllung gingen. Die ersten vierzehn Tage unsers Hierseyns haben wir für die folgenden Tage durch das traurigste Wetter gebüßt, jetzt ist rings um, Nacht und Tag Heitrer Himmel und wir durchstreichen Meer und Land nach allen Richtungen. Durch das Zusammenseyn mit den treflichen Riepenhausen genießen wir Alles in weit höheren Maaße und ohne sie würden wir uns hier einsam fühlen. Morgen wollen wir unsre lang projiclirte Fahrt nach der Insel Capri machen. In Puzzuolo hat Giovanni R. für Sie ein Basrelief gezeichnet das wir Ihnen mitbringen.
Zu denen, die sich unendlich freuen über Alles Gute was Ihnen widerfährt, gehört der Baron Schubart und seine Frau. Ich habe ihm den Philisterstreich in Livorno erzählt, und er versichert sogleich geschrieben zu haben um den Pedantischen Herren den Kopf zu waschen. Nun wollen wir sehen was der Erfolg seyn wird. Auf jeden Fall, sagt er, wäre der Einwurf nur Gebrauch aber nicht Gesetz; auch wäre dieß lächerlich genug.
Wir können Ihnen daher leider noch immer nichts von dem Locale und der Größe des Denkmals sagen, da aber das gedachte Basrelief auf jeden Fall bey jeder Art den Haupttheil ausmachen wird: so wäre es schön wenn Muße und Umstände Ihnen erlaubten es zur Ausarbeitung zu bringen. Erlauben Sie mir daß ich Ihnen die Stelle aus dem letzten Briefe der Mutter die sich darauf bezieht abschreibe; Vielleicht läßt sich von diesem oder jenen eine Anwendung machen ” – ” Ihre Idee wegen des Denkmals habe ich überdacht; sie enspricht in vieler Hinsicht meinen Gefühlen und Ansichten. Ich glaube daß durch einige kleine Veränderungen sie meine Gefühle noch deutlicher ausspechen wird. Um die Schnelligkeit zu bezeichnen mit welcher der Entschlafene uns entrissen ward würde ich den Genius des Todes auf ihn herabkommend und ihn ergreifend darstellen. Da jeder Genius mit Flügeln versehen dargestellt wird, so glaube ich könnte der Genius schwebend dargestellt werden können. Eine größere Schwierigkeit möchte wohl seyn wo er den Jüngling fassen soll, weil mir das Emporheben des Kranzes von Eichenlaub, mit beyden Händen als Symbol und Belohnung der männlichen Tugenden sehr wohl gefällt. Diese Schwierigkeit wird der Künstler schon zu lösen wissen. Den Jüngling wünschte ich nicht zwischen Mutter und Schwester gestellt. Ich würde die Mutter mit trauernder Sehnsucht im Auge und ausgebreiteten Armen um den Sohn zu umfassen und an ihre Brust zu schließen dem Jüngling zu nächst stellen. Die Schwester würde ich mit zwei Knaben an der Hand der Mutter trauernd folgen lassen als Sinnbild, daß er einst die Stütze der jüngern Glieder der Familie geworden wäre, daß diese Hoffnung nun vernichtet ist. Der Jüngling müßte den Ausdruck von Würde Ruhe und Heiterkeit haben – Wenn Herr Thorwaldsen unsre Ideen genehmigt, so wünschte ich daß er mir eine leichte Skitze davon schickte, vor dem modelliren, da diese Arbeit doch immer lange dauert. etc ”
Dieß sind die Worte der Mutter auf den allerersten Brief den ich ihr schrieb noch ehe ich Ihre Ansicht von der Ausführung der Zeichnung zum Basrelief wußte. Sie werden alles am besten zu gestalten wissen wie das Gefühl der zärtlichen Mutter befriedigt und dem hohen Kunstgenius gehuldigt wird.
Nun habe ich noch Eine Bemerkung öconomischer Art zu machen. Ich weiß daß solche Arbeiten in Marmor viel Zeit kosten und viele Auslagen erfordern; überhaupt ist es wohl gut wenn der Künstler in unsern schwankenden Zeiten sich immer sicher zu stellen sucht um nicht bey seinen Aufopf[e]rungen und Anstrengungen mancher Art noch reellen Schaden zu leiden. Ich würde darum zu Ihrer Sicherung vorschlagen, daß Sie sich die Hälfte der Kosten vorauszahlen ließen und die zweyte Hälfte bey der Ablieferung abgetragen würde. Ich wünsche daß diese prosaische Bemerkung mir von Ihnen nicht übelgenommen wird, weil ich mir sie durchaus nur in der Überzeugung zu machen erlaube, daß Sie mir Ihre eignen Wünsche mittheilen werden sobald dieser Vorschlag nicht mit Ihrer Verfahrungsart übereinstimmen sollte. Z B. wäre es nicht möglich jetzt schon den Preis zu bestimmen, so würde ich Sie bitten nur alein die Summe anzugeben die Sie als Vorausbezahlung für nöthig fänden.
Die Veränderlichkeit der Dinge überhaupt, mein eignes noch unstetes Leben, die große Entfernung zwischen Rom und Frankfurt, die Möglichkeit eines Todesfalls und dergleichen mehr, das sind alles hinreichende Gründe für mich dem Künstler diesen Vorschlag zu machen. Auf Ostern kehren wir mit den Riepenhausen bestimmt nach Rom zurück; dann wollen wir uns mündlich weiter bereden. Ich freue mich unendlich Sie und Ihre des hohen Alterthums würdigen Werke dann wieder zu sehen: denn in ihnen ist das Große und Schöne der Alten Welt wieder an das Tageslicht getreten.
Mein Freund Bethmann und ich bitten Sie um die Fortdauer Ihres gütigen Andenkens und sehnen uns auch um Ihretwillen aus dem üppigen Neapel nach der heiligen Roma zurück. Von hier ist alle Kunst verbant und die Geschmacklosigkeit hat hier ihre Tempel erbaut. Die Natur lebt jetzt erst hier wieder auf, seit wenigen Tagen sprossen die Feigenbäume; kaum ist der Frühling so weit vorgerückt wie in Rom.
Nach den letzten Nachrichten die Herr Heigelin von Hl. Brönstedt aus Tarent bekommen muß dieser in wenigen Tagen hier anlangen. Der König von Neapel läßt seine ganze Flotte von hier täglich auslaufen und im Hafen manövriren, er selbst will nach Apulien gehen.
Die Gebrüder Riepenhausen und Hl. Delmar empfehlen sich Ihnen, so wie Ihr ergebenster
Neapel den 1ten April 1813 |
C. Ritter. |
Sidst opdateret 10.05.2011