Heinrich Mylius
Milano
Bertel Thorvaldsen
Rom
Udskrift: Sr. Hochwohlgebohrn / Herrn Staatsrath v. Thorwaldsen / Ritter &c / Rom.
Dateringen fremgår af brevet.
Kommentarerne til dette brev er under udarbejdelse.
Verehrtester!
Die freundliche Theilnahme durch welche Sie mich und die Begleiterinnen auf meiner lezten Reise, bey Ihrer uns vergönnten persönlichen Bekanntschaft beehrt, läßt mir nicht zweifeln, daß Sie die Anzeige unsrer glüklichen Rükkunft hier gerne vernehmen werden – am 30: Juny kehrten wir alle wohlbehalten wieder hier in unser Wohnung, und in den Kreis der einem jeden angeweisenen oder sich erkohrnen Beschäftigungen – die Erinnerung an die lezt vergangenen 4: Monate schwebt aber noch oft und sehr lebendig in unserm Sinn, und der Dank für Ihre Güte und Freundlichkeit, für das Wohlwollen mit welchem Sie uns den Zutritt zu Ihnen verstattet, für das Belehrende Ihrer Unterhaltungen, wird sich stets dem schönsten unter diesen Erinnerungen anschliesen – Mit Verlangen sehen wir dem Augenblik entgegen, da Ihre vorhabende Reise nach dem Norden Sie, wie wir hoffen, hieher führen, und uns verstatten wird, Ihnen den Ausdruk dieser unsren Gesinnungen mündlich zu wiederholen.
Nun laßen Sie Verehrtester! mich Ihnen aber auch gleich bestimter das Anliegen wiederum vortragen in Bezug auf welches, durch Freund Kolbs Vermittelung Sie schon die Güte hatten, mir die Willfahrung meines Wunsches und meiner Bitte hoffen zu machen.
Den Gedanken, dem dem Andenken meines verewigten Sohnes gewidmeten und complet errichtenden Monumente, noch etwas einzuschalten oder beyzufügen, habe ich aus in Local und andern Verhältnißen gegründeten Motiven nach desfalsiger Berathung mit verständigen Freunden wieder aufgegeben, dagegen wünsche ich nun aber sehr in einem der Lectüre, stillen Betrachtungen oder vertrauten Unterhaltungen bestimten Kabinet, eine Nemesis von Ihnen und nach Ihrem Sinne ausgearbeitet, aufgestellt zu sehen – ob als Basrelief ? ob als freystehende Figur ? ob in einer Gruppe, oder wie sonst ? ist mir gleichviel; ich überlaße Ihnen dieses ganz, denn wer möchte wohl auf einen Mann von Ihrem Wißen und Gefühl in solchen Dingen belehren, oder etwas darin ihm genau vorschreiben wollen ?! einzig will ich Ihnen sagen, welche Nemesis es ist, die ich meyne, und wie mein desfalsiger Wunsch mit einer moralischen Ansicht, mit einem – ich darf es wohl so nennen – religiösen Gefühl zusammenhängt, und gelingt es mir nur mich hierüber deutlich zu machen, so bin ich auch zum voraus gewiß, durch etwas von Ihnen zu erhaltendes mich ganz befriedigendes, noch zu besonderem Dank gegen Sie verpflichtet zu werden.
Glüklicherweise kan ich zu beßerer Verständigung einen anderen für mich reden machen, und zwar einen als Liebling ausgezeichneten Schriftsteller unsrer Nation Herder, ein Aufsaz von welchem in denen zerstreuten Blättern, der älteren Ausgabe seiner Schriften so wie in der Abtheilung derselben Philosophie in denen späteren Ausgaben so ganz meinen Sinn ausspricht, daß ich Ihnen gerne das Buch selbst zusändte, wenn ich nicht vermuthete, daß Sie es in der Nähe hätten; einige Auszüge oder Stellen aus dieser Herderschen Abhandlung bin ich indessen doch so frey Ihnen hier beyzulegen – Sie werden daraus ersehen daß es kein Bild der Rache oder Plage Göttin, oder der furchtbaren Athe ist, das ich gerne mir selbst vor Augen stellete, oder durch eine Hinterlaßung von welcher an meine Nachkommen ich die Idée bey ihnen anregen möchte, als hätten solche Vorstellungen mich gepeiniget, sondern:
Die Göttin des Maaßes und Einhaltes
Die Zähmerin der Begierden
Die misbilligende Göttin des Uebermuthes
Die unbestochene Richterin der Tugend und Wahrheit
deren strenge zwar, doch lieblichen Züge mit Warnung auch Belehrung an die Sterblichen zu verbinden, und dem Nachdenkenden über des Lebens und der Menschen Schiksale Aufschlüße über solche zu geben, und Beruhigung und Trost dabey einzuflösen weis –
Diese Göttin ist denn gewiß auch Ihrem Sinne verwandt, und möchten Sie denn meine Bitte freundlich aufnehmen und mich durch eine Zusage recht baldiger Gewährung erfreuen!
Ich wiederhole daß ich Ihnen ganz die Art der Ausführung überlaße – wollen Sie es bey einer einzigen Figur bewenden laßen, oder durch irgend eine Hinzufügung in eine Allegorie kleiden, mir ist das ganz daßelbe; wie Sie es recht finden, und Sie Selbst nach Ihren Kenntnißen und Ihrem Gefühl dadurch befriediget werden, wird es für mich eben so seyn – sollten Sie es für schiklich und kunstgerecht halten, in die Nähe des Bildes der Göttin die Figur eines Mannes in höherem Alter zu bringen, der zu ernstem Nachdenken gestimt, dieser Göttin huldigte, oder auch eine Gruppe von drey Personen in solcher Attitude, so wäre solches auch nur eine richtige Bezeichnung der in [m]einem Gemüth liegenden Vorstellung, aber eine solche Ausführung als wohl nicht kunstgerecht seyn, oder anderen Tadel unterliegen, darvon ververfen Sie die Idee nur ganz wenn Sie wollen, und halten sie meiner Unwißenheit zu gut.
Da wie oben gesagt, ich das Werk zur Aufstellung in einem Kabinet bestimme, so ergeht daraus, daß es auch nicht gar gros seyn soll – ich würde mir übrigens vorbehalten dieser näher zu bezeichnen so bald ich nur einmal Ihre gütige Zusage der Willfahrung habe, so wie ich dann auch ganz Ihnen die Bestimmung des Preises überlaßen werde – und eine Epistel deren Lesung, Sie ohne Meisel schon längst ermüdet, hier unter wiederholter herzlichen Begrüsung auch im Namen meiner Frau und meiner Schwiegertochter, durch die erneuerte Versicherung aufrichtigster Verehrung schliese
Mayland, den 25 July 1833. |
Ihr ganz ergebenster Heinrich Mylius |
Brevet er vedlagt 11 siders afskrift fra Johann Gottfried von Herders (1744-1803) skrift Nemesis. Teksten findes gengivet komplet i Johann Gottfried von Herder: Sämmtliche Werke zur Schönen Kunst und Literatur, Tübingen 1809, bd. 11, p. 385-426
Nemesis med straffens og belønningens genier, 1. januar 1834 - 8. januar 1834, inv.nr. A364 |
Sidst opdateret 10.05.2011