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Einladung zu den Festlichkeiten,
welche bei der
Inauguration des Monumentes
für
Johann Gutenberg
in Mainz
am 14., 15. und 16. August 1837
Statt finden werden.
I.
Als im Februar 1832 die zur Errichtung eines öffentlichen Monumentes für Johann Gutenberg eingesetzte Kommission ihren „Aufruf an die gebildete Welt” zu Beiträgen für das Denkmal erließ, sah nicht etwa nur sie, nicht etwa nur die Stadt Mainz, sondern die Mehrzahl der unbefangenen Freunde des Schönen, des Wahren und Guten hoffnungsvoll einem lebhaften Eifer für das Gelingen des mit allgemeiner Zustimmung begrüßten Unternehmens, und deswegen einem in der Geschichte der Denkmäler Epoche machenden Ergebniß entgegen. Die Männer der Kirche und des Staates, des Friedens und des Kriegs, die Literaten und die Künstler, die Vereine für Kunst und Wissenschaft, die Theater und die Musik-Kapellen, der gesammte Kern der europäischen Völkerschaften und Nationen, und welche auch jenseits der Meere von der Sonne europäischer Bildung Leben, Licht und Wärme empfangen: sie alle ‒ so glaubte man ‒ würden mit dankbar freudiger Regung, mit dem Dränge des lange genährten Wunsches, des wohlthuenden Gefühls, etwas von ihrer alten unverjährbaren Ehrenschuld abtragen zu können, sich bei dem Denkmale Gutenbergs betheiligen.
Wer in Gutenberg den Erfinder, oder wer in ihm etwa auch nur den Repräsentanten der vervollkommneten Erfindung ehret, verdankt ihm jedenfalls einen wesentlichen Theil seines allseitig verbesserten und veredelten Daseins. Oder, wer ist, von derjenigen Klasse an, die nur lesen, schreiben und rechnen gelernt, bis zu den glanzvollesten Leuchten in den verschiedenen Kreisen der Geistes- und Seelenkultur, der Ehren, des Ruhms, wer ist, der da sich rühmen könnte, sich rühmen möchte, von Gutenberg nichts empfangen zu haben, ihm also nichts schuldig zu sein? Wenn, mit Herdern zu reden, derjenige Sterbliche, welcher das Mittel, die flüchtigen Laute der Sprache zu fesseln ‒ die Buchstabenschrift ‒ erfand, wie ein Gott unter den Menschen gewirkt hat; so hat auch Gutenbergs Genius die vorher vereinzelten Forscher, die Lehrer und die Lernenden, er hat alle vorher vereinzelte Bestrebungen für das Gottesreich der Humanität auf der ganzen civilisirten Erde gleichsam in Eine Kirche gesammelt. Gutenbergs Erfindung, sie, nicht eines glücklichen Zufalls, sondern die goldene Frucht der sich mit vollem Bewußtsein ihres Ziels ausbildenden Idee, hat, vor allen andern Ursachen, den seit vier Jahrhunderten so unermeßlichen Aus- und Umschwung der Wissenschaft in ihren meisten Zweigen, und, was wohl noch wichtiger ist als die Wissenschaft der Einzelnen oder einzelner Klassen, sie hat den Fortschritt der Volksbildung und der Volkserziehung sichtbar angeregt und befördert. Sie, eine wahre Geistersonne, hat über den Gesichtskreis zunächst der europäisch-christlichen, dann auch der von einem andern klimatischen und religiösen Gesetze geleiteten oder beherrschten Menschheit einen allgegenwärtigen Morgen herausgeführt. Sie hat, als nimmermehr von dem Himmelszelte der Civilisation hinabsinkendes Tagsgestirn, die Rückkehr der Barbarei, der Rohheit, der Völker-Isolirung, der Finsterniß und Nacht in früheren Maaßen für alle Zeiten unmöglich gemacht. Sie hat eine öffentliche Meinung, gemeinsame moralische Gerichtshöfe für alle civilisirte Nationen, dies- und jenseits der natürlichen Völkerscheiden, der Meerengen und der Meeresrücken, gleichsam wie für die Provinzen eines und desselben Menschheit-Staates geschaffen. Sie hat jedem Gläubigen das Buch des Glaubens, jedem Unterthan und Bürger das Buch des staatsgesellschaftlichen Gesetzes in die Hand gegeben; dadurch hat sie überall, wo die Menschen guten Willens sind, Kirche und Staat auf den Gehorsam der Ueberzeugung und Liebe, als auf die einzigen unverwüstlichen Grundpfeiler, festgegründet. Sie endlich hat dem christlichen Europäer, und durch ihn, bereits überall zahlreiche Mitarbeiter an der wichtigsten, an der unendlichen Aufgabe unseres diesseitigen Lebens erzogen und herangebildet: an der Benutzung, Verbesserung und Verschönerung der Erde im Großen und im Kleinen, an der Unterweisung, Sittigung, Verbesserung, Vergeistigung und Veredlung des Menschengeschlechtes im Großen und im Kleinen; mit einem Worte: Mitarbeiter an dem nimmerrastenden Webstuhle der europäisch-christlichen Civilisation in allen Welttheilen und in fast allen Eilanden der Oceane. Die Segnungen der Erfindung Gutenbergs können nur, werden nur mit dem Zeitenstrome wachsen, und mittels dieser Erfindung mag die Civilisation, wie das Weltmeer, allein sich selbst die Gränzen setzen, bei jeder neuen Forschung, bei jedem neuen Auffluge allein selbstbestimmend zu sich sagen: „Bis hieher und nicht weiter!”
Wie weit töneten wohl die jetzt fernhin nach allen Weltgegenden verbreiteten, die gepriesenen Namen der Heroen des Menschengeschlechtes im Felde des Gedankens wie der That, wenn ihnen nicht Gutenbergs Geist den lockenden Silberton des unbegränzten Nachhalls verliehe? wenn nicht Gutenbergs Genius auf seinen allmächtigen Schwingen sie über Räume und Zeiten emporflügelte? was war denn des Ruhms Ausdehnung und Dauer für die verdientesten Namen des Alterthums, für die ausgezeichnetsten Männer des Mittelalters? „wie verstäubte er in die Lüfte, wie krümmte er sich in’s Kleine,” blos weil ihn die Presse nicht festhielt? und wenn nun jene Namen, jene Kronen der edleren Menschlichkeit, mit allgegenwärtigem und unvergänglichen Lichte auf uns, wie auf die fernsten Geschlechter herabflammen: ist dieses Lichtes Strom nicht dem Haupte Gutenbergs entquollen?
Geht auch des Edleren Augenmerk höher als auf Ruhm und Ehre bei der Mit- und Nachwelt; strebt er auch nach dem allein hohen und würdigen Ziele, seinen Beitrag zu dem heiligen, zu dem nie ruhenden Baue der Menschheit zu steuern, Individuen, Klassen, Stände, Staaten, Völker, Alle, das Gesammte zu heben, zu vergeistigen, zu veredeln durch Intelligenz, durch Wohlstand, durch die Künste des Friedens, durch die Leuchte des Genies, durch die Flamme der Vaterlands- und der Menschenliebe, der Tugend und der Religion: welche Kraft, welch’ unermeßliche Wirksamkeit leihet solch’ edelm Streben überall und allzeit der Hebel der Presse! Die errungene Herrschaft über den Blitz, über das Feuer und den Dampf; der Kompaß, das Fernrohr und das Mikroskop; die Fassung der Sprachlaute und der Töne in wenige Schrift- und Musikzeichen: hätten sie so in die Fernen der Zeiten und Räume, hätten sie so in die Tiefen der Völker gewirkt, und wären ihre und so tausend andere Segnungen des sinnenden und fortschreitenden Menschengeistes eben so verbürgt für alle Zukunft ohne die Dazwischenkunft von Gutenbergs Genius? Und wehet nicht, flüstert nicht um Geist und Herz des beobachtenden und denkenden Menschenfreundes die tröstende, die erhebendste Ahnung: daß die meisten jetzt lebenden Menschengeschlechter, gleichsam und kaum noch Proselyten des Thors, nur erst in den Vorhallen des wahren Gottesbaues, des Tempels des menschheitlichen Bundes stehen; das Endergebniß der Presse im Bunde mit der Christuslehre und der gereifteren Menschenvernunft werde sein der Eintritt aller jetzt noch geschiedenen, jetzt noch sich entgegenstrebenden, jetzt noch sich hassenden Stämme des Einen Menschengeschlechtes in das Heiligthum der Erkenntniß: „daß Alle, Kinder „ Eines und desselben Gottes, sonach Alle als Brüder, als Theilhaber an demselben Erbe, „der Erde, in der Idee des Gesammten, der Menschheit, sich wieder vereinen sollen durch „die Bande der Einheit im Nothwendigen, der Freiheit im Unentschiedenen und Aeußerlichen, und der Liebe in Allem?”
So fest die Ueberzeugungen von der unüberschaulichen, weltgeschichtlichen Wichtigkeit der Erfindung Gutenbergs stehen, so fern ist von der zur Errichtung des Denkmals für unsern großen Mitbürger niedergesetzten Kommission jedes auch leise Wort der Klage und des Befremdens, als sei das vierte Jahrzehent des neunzehnten Jahrhunderts, im Allgemeinen eine Zeit des Weltfriedens, des Völkerwohlstandes, der geistigen Regsamkeit und Freiheit, hinter unserer und so Tausender Erwartung geblieben. Der Kommission ist das glückliche Loos gefallen, das, was sie im J. 1832 der gebildeten Welt versprochen, in seinem ganzen Inhalt auch aller Welt als verwirklichet vorzeigen zu können: ein edles, großartiges, dauerndes Denkmal Gutenbergs. Eine volle Generation hat die Idee eines solchen Denkmals in sich getragen, genährt, ausgebildet, und nun zur Vollendung durchgeführt. In einer zur Förderung von Kunst und Wissen im J. 1804 hier in Mainz zusammengetretenen Gesellschaft ward der erste Anstoß gegeben; in einer ähnlichen Gesellschaft neueren Ursprungs, dem hiesigen Vereine für Kunst und Literatur, ward der Faden im J. 1827, und definitiv im Winter 1831/32 wieder aufgenommen, und hier stehet die Idee endlich verkörpert vor uns, 1837.
Ein erfreuliches Zeichen, was die Idee, auch mitten im bunten Wechsel der äußeren Umstände und welterschütternden Begebenheiten vermag, und wie das geistige Saatkorn, der Gedanke, in dem empfänglichen Boden ununterbrochen, wenn gleich langsam fortkeimt, harrend nur, um hervorzusprießen, und als nährender Halm emporzusteigen, der lächelnden Frühlingssonne! Hier, in der Mitte unserer Stadt, erhebt sich nun das Denkmal des unsterblichen Mannes, für ‒ wir hoffen es ‒ viele Jahrhunderte, als Gruß unserer Zeit, unseres Sinnes, an eine, hinsichtlich ihres Sinnes, ihrer Entwicklungen und Geschicke, unserer Voraussicht unzugängliche, nur dem höchsten Weltgeist überschauliche Zukunft!
Zu dem Akte der feierlichen Inauguration des Denkmals beehret sich die Stadt Mainz, hiermit alle Wohlgesinnte, alle Gebildete einzuladen.
II.
dieser Akt wird hiermit unabänderlich auf Montag den 14. August dieses Jahrs 1837 festgesetzt. Der Friede in fast ganz Europa und die glückliche Lage unserer Stadt verheißen Erfüllung unseren herzlichen Wünschen: Tausende Mitfeiernder von allen Sprachen Europa’s in unserem Kreise zu begrüßen. Festlichkeiten verschiedener Art sollen den Besucher erfreuen, und diese Festlichkeiten sollen vorzugsweise einen geistigen Karakter tragen, in Angemessenheit zu den vorzugsweise geistigen Segnungen der hier mitgefeierten Erfindung. Segneten doch auch die ersten Erzeugnisse der Gutenberg’schen Presse, die heiligen Urkunden unseres Glaubens, gewissermaßen die Wirksamkeit alles ferneren Bücherdrucks ein und stellten sie dadurch unter den besondern Schutz der über uns wachenden, uns nach ihren Plänen fort und fort führenden Vorsehung, des allliebenden Gottes! Und so wenig dem Kommissions-Aufrufe zu Beiträgen irgend eine blos örtliche, noch weniger, irgend eine politische Tendenz oder Parteisache, heimlich oder offenbar, zu Grunde lag, sondern lediglich nur die, wenn auch späte, Abtragung einer Ehrenschuld gegen den um das Menschengeschlecht höchstverdienten Erfinder: so soll dieser Akt der Dankbarkeit, vier Jahrhunderte nach der Erfindung begangen, diese Erfindung als eine neue Aera der allgemeinsten Belehrung, des weltbeglückenden Lichtes und des umfassendsten Geisterverbandes feiern.
Mit solchen Gesinnungen ladet hiermit die Stadt Mainz zur Feier dieses Aktes ein, nicht als zu einem einzel-städtischen, oder zu einem temporären , oder nationalen Feste, sondern gleichsam zu dem allgemeinsten Völkerfeste, zu dem Feste aller Civilisirten und Gebildeten , zu dem Feste eines unermeßlichen, unblutigen Triumphs des Menschengeistes, kurz, zu einem rein geistigen Aerntefeste, wobei Jeder Schnitter, Einsammler und Aernteherr ist. Sie kommen Alle, sie schauen Alle das Werk, geschaffen von Thorwaldsen in Rom und von Crozatier in Paris! Dabei mögen dann die Schauenden sich der edlen Worte erinnern, welche Thorwaldsen unter dem 8. Juni 1834 der Gutenbergs – Kommission aus Rom geschrieben: „Ich habe nun eine Arbeit geendiget, die für mich so hohes Interesse hatte, und ich darf sagen, wenn wahre Liebe zum Gegenstande vortheilhaft auf die Vollendung der Arbeit eingewirkt, das Monument in dieser Beziehung seiner edeln Bestimmung nicht unwürdig sein wird.”
Mainz, im Juni 1837.
Der Vorstand der Stadt Mainz.
Anmerkung. Das mit dieser Einladung ausgegebene Programm bezeichnet die Art und den Gang der Festlichkeiten umständlich. Insbesondere erlauben wir uns hier noch auf einen, dem geistigen Karakter der Feier angemessenen Akt aufmerksam zu machen, welcher in den Morgenstunden des 16. Aug. in dem großen Saale des Hofes zum Gutenberg Statt finden soll. Diejenigen einheimischen und auswärtigen Gelehrten, Buchdrucker und Druckherren, Schriftgießer, Buchhändler, etc. etc., welche sich dazu bereit erklären, werden nämlich durch eine öffentliche Disputation gleichsam eine allgemeine Jury über das Säkularjahr der Erfindung der Buchdruckerkunst bilden.
Denne indbydelse udkom i et trykt hæfte.
Johann Gutenberg, 3. februar 1834 - 28. juni 1834, inv.nr. A114 |
Sidst opdateret 26.03.2015