Niklas Müller
Mainz
Bertel Thorvaldsen
Rom
Ingen udskrift.
Dateringen fremgår af brevet.
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Mainz den 17 August 1841.
Allverehrter Meister!
Ein junger Bildhauer von Wiesbaden, Herr Hofmann, ist besonders seit Ihrer Erscheinung in Mainz für die Skulptur so entzündet, daß er, obgleich liebender Ehemann und Vater, doch Frau und Kinder um auf 1 oder 2 Jahre seiner Vaterstadt verläßt, um in Rom ein sich vervollkommender Schüler des grossen Thorwaldsen zu werden. Der junge Mann hat Talente und Eifer und die gröberen Schwierigkeiten der Technik besiegt; auch ist er sonst wissenschaftlich gebildet, er kennt das Alterthum und durch Werke desselben wie durch die Ihrigen den hohen Geist der Kunst; aber sein Streben geht weiter, das Mittelmässige in dieser Kunst erscheint ihm klein, er dürstet nach Vervollkommung einer Kunst, die auf ihrer Höhe an das Göttliche emporhebt. – Auf Sie, grosser unsterblicher Kunstheroe, auf Sie setzt er das Vertrauen, daß Sie, seinen löblichen Eifer erkennend, zu so schönem Entschlusse ihm die vaterliche Handbieten; daß Sie ihm Zutritt zu Ihrer schöpfrischen Hand, Zutritt in Ihr Attelier gestatten, seine Begeist[e]rung für classische Werke mit den bereits erworbenen Propyläre=Erwerbungen, werden ihm Früchte bringen in denen er Sie mit Weib und Kinder dankbar segnet.
Herr Hofmann wird auch EmpfehlungenI von Hrn. Archivar Habel aus Schierstein mitbringen, welchen Sie als Mitglied des Römischen archäologischen Vereins bereits kennen, und in der städtischen Gartenanlage vor Mainz gesprochen haben. Er hat einen Christus von altdeutscher Skulptur durch Hrn. Hofmann abformen lassen, welcher denselben auf seiner Reise nach Rom Ihnen mitbringen wird.
Befremder, grosser, höchstverehrter Mann! könnte es Sie, daß ein Ihnen Unbekannter Mann es sich herausnimt, Empfehlungen für Andere an Sie einzugeben; aber selbst auf Kosten indiskret und zudringlich zu scheinen, belebt mich das unbesiegbare Vertrauen auf Ihren Seelenwerth, auf Ihre so vielfach ergrobte Menschenfreundlichkeit; doch muß ich dabei mich Ihnen nur in soweit ins Gedächtniß führen, daß Sie sich erinnern mich bei dem Gastmahl auf der hiesigen Bürgermeisterei als Mitgast, als hochbeehrten glücklichen Mitgast, und in der städtischen Gartenanlage in derselben Eigenschaft gesehen haben. Ich rufe mich Ihnen als den Verfasser der 3 Gedichte ins Gedächtniß die Ihnen auf dem Stadthaus überreicht worden; als den alten Mann, der Sie um das Gutenbergs=Standbild bei Besichtigung deßelben herumbegleitete, und der, ewig ein enthusiasmirter Verehrer Ihrer Kunstmeisterschaft, so manche Schrift über den unsterblichen Thorwaldsen drucken ließ, der im hiesigen Kunstverein, einige Vorträge über Sie gehalten hat.
– Gott! ich werde ruhmredig von mir, was ich nie war, aber ich möchte hier meine Empfehlung geltend machen, wie kann das ein Ihnen ganz Unbekannter der nun in 72 Jahre seines stillen aber geachteten Lebens plauderhaft wird um einem würdig[en] Schüler der göttlichen Kunst nützlich zu sein.
Heil und Segen über Sie, und Wohlsein und Schöpferkraft bis noch vielen Jahren der Urbildner Sie abruft von den Wundern Ihrer Nachschöpfung.
Niklas Müller.
Maler u. Professor am Großh. Hess. Gymnasium in Mainz.
Last updated 10.05.2011
Se brev af 17.8.1841.