29.3.1844

Sender

Redaktørerne ved Allgemeine Zeitung, NN

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Omnes

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Dateringen fremgår af dokumentet.

Abstract

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Dänemark.

Kopenhagen, 29 März. Mein letzter Brief meldete Ihnen die nähern Umstände von Thorwaldsens Tod. Ich füge heute einige Nachträge bei. Als sein Jugendfreund Collin nach dem Schluß des ersten Acts die unerwartete Trauerbotschaft erhielt (man hatte nämlich im Theater allgemein geglaubt daß Thorwaldsen nur unbäßlich geworden sey), eilte er bestürzt nach dessen Sterbelager. Die beiden zurückgebliebenen Theaterdirectoren hatten nicht Tact und Geistesgegenwart genug die Vorstellung zu schließen. Conferenzrath Collin, die Professoren Schouw, Clausen und Thiele und der Bildhauer Bissen, die Vollstrecker seines Testaments, nahmen noch an demselben Abend die Versiegelung vor. „So ist denn Thorwaldsen (bemerkt Fädrelandet) mitten in seiner vollen Arbeitskraft hinweggerissen, und diejenigen welche ihm nahe standen, werden bezeugen können daß er vielleicht nie früher so voll weit aussehender Plane und Ideen war, als eben jetztI. Und doch liegt etwas so tröstendes und erhebendes darin, wie von den Wolken entführt, schmerz- und klagelos im Glänze seines Geistes und Ruhmes zum ewigen Frieden, zu der ewigen Weihnachtsfreude, deren Glorie schon hier seine ehrengekränzte Schläfe umstrahlte, einzugehen, daß wir keine große Traner darüber empfinden können daß er nicht alle Werke vollendete welche in seinem ewigjungen Sinn keimten. Er hat in Wahrheit genug gethan, und er mußte den stolzen Siegesgang seines Lebens mit erhabener Stirne und unerschöpftem Seelenreichthum enden. Nur in einer Beziehung scheint sein Tod − wenn man diese Aeußerung nicht in einer vermessenen Bedeutung nehmen will − uns zu früh. Schon im nächstkommenden Herbst wird sein Museum soweit vollendet seyn, daß es eingeweiht werden kann; seiner wartete ein Fest so unaussprechlich reich und lieblich, daß alle Triumphzüge der Welt neben diesem herrlichen Tag hätten erbleichen müssen − und es wurde nicht sein Loos diesen Tag zu erleben! − Es ist Thorwaldsens bestimmter, oft ausgesprochener Wunsch, daß seine irdischen Ueberreste mitten unter den reichen Denkmalen seines Wirkens auf dieser Erde ruhen sollen; mitten im Hofe des Museums am Fuß des Christussaales hat Bindesböll einen Platz dazu ausersehen, welcher durch den kolossalen in Thorwaldsens Werkstätte befindlichen Marmorlöwen bezeichnet werden soll. Die Idee ist so schön, und der Wunsch des Verstorbenen muß jedem so heilig seyn, daß wir es unnöthig finden zur Bekämpfung der geistlichen Skrupel die sich etwa geltend machen könnten, die zahlreichen Vorgänge, wo besondere Plätze zu Grabmälern für Verstorbene eingeweiht sind, aufzuzählen. Wir setzen daher voraus daß die theuren Ueberreste nach der Trauerfeierlichkeit, die natürlich in der Kathedrale des Landes, der von seiner Hand so schön geschmückten Frauenkirche, vorgehen wird, in einer Capelle − wahrscheinlich in der Holmenskirche, wo er getauft und confirmirt ist − vorläufig beigesetzt werden, bis sie dahin geschafft werben können, wo seine Werke in großer ewiger Marmorschrift für alle kommenden Zeiten aufbewahrt werden.” Der Divisionschirurg Jakobsen hat sich weitläuftig gegen den von Fädrelandet angedeuteten Vorwurf, als hätte er durch eine gewagte Behandlung des Beinschadens Thorwaldsens Tod beschleunigt, vertheidigt. Die vorläufige Beisetzung findet morgen um 11½ Uhr in der Frauenkirche mit allem möglichen Gepränge statt. Das Gefolge wird ungeheuer werden, denn alle Behörden, alle Körperschaften, alle Handwerkszünfte schließen sich an. Die Oeffnung der Leiche Thorwaldsens hat ergeben daß eine theilweise Verknöcherung der Herzklappen und Hauptarterien, sowie eine Krankheit der Lunge Ursachen des Todes gewesen sind.

General Comment

Denne tekst blev trykt i Allgemeine Zeitung, Nr. 98. d. 7.4.1844.

Archival Reference

Thorvaldsens Museums Småtryk-Samling 1844, Allgemeine Zeitung 7.4.

Subjects

Persons

Commentaries

  1. [I teksten markeret som note med følgende indhold:] Noch zwei Tage vor stillem Tode sprach Thorwaldsen von einer Reise nach Italien, die er im Sommer vornehmen wollte, und äußerte unter anderm: „Ich bete jeden Tag inbrünstig zu Gott, daß er mich von hinnen nehmen wolle ehe ich geistig absterbe.” Gott hat sein Gebet erhört.

Last updated 22.05.2015