Drei etruskische Skarabäen

Silen med en amfora. Etruskisk skarabæ
Fig. 1a: Silen med en amfora. Etruskisk skarabæ, I3.

In der antiken Gemmensammlung des Thorvaldsen Museums in Kopenhagen befinden sich drei etruskische Skarabäen, die einen Silen, über ein Gefäss gebeugt, zum Thema habenI. Die Skarabäen sind aus Karneol und haben Goldbügel, wohl aus der Zeit Thorvaldsens. Die älteste der drei GennemII (Abb. I a-b und Schlussvignette) ist in einer Technik gearbeitet, die als Vorstufe zur Rundperltechnik (»a globolo«) aufzufassen istIII. Das Skizzenhafte der Rundperltechnik kommt jedoch noch nicht sehr zum Ausdruck; die Muskeln und besonders das Gesicht sind recht fein herausgearbeitet. Die deutlich erkennbare Stülpnase und der Pferdeschwanz erweisen den Dargestellten als einen Silen, der, nach links gewandt, eine Spitzamphora an einem Henkel mit beiden Händen halt. Durch die gebückte Haltung, den etwas steif herabhängenden Schwanz und das unsichere Schreitmotiv ist der Silen dem Oval des Strichrandes, das er mit den Füssen leicht berührt, eingepasst. Um den Käfer läuft ein Strichrand. Die plastische Durchbildung des Körpers des Silens spricht für eine Datierung in das V. Jahrhundert v. Chr.

Eine jüngere Zeitstufe zeigt ein SkarabäusIV (Abb. 2 a-b), der in der Rundperltechnik ausgeführt ist, und damit eine Datierung an das Ende des V. bzw. in das IV. Jahrhundert erlaubtV.

Silen med en krater. Etruskisk skarabæ

Fig. 2a: Silen med en krater. Etruskisk skarabæ, I4.

Auf dieser Gemme ist der Silen nach rechts gewandt und nähert sich mit der rechten Hand einem Volutenkrater; der linke Arm ist zuruckgenommen und bildet zusammen mit dem Schwanz, dem Laufmotiv, dem Volutenkrater und dem Kopf des Silens ein Oval, das in seiner Übereinstimmung mit dem Oval des Skarabäus die gelungene Komposition zeigt. Der das Bild umlaufende Strichrand ist an einigen Stellen von der Darstellung überschnitten.

Dieselbe Zeitstufe und Art der Technik zeigt der dritte zu betrachtende SkarabäusVI (Abb. 3 a-b). Ein nackter Mann, leicht gebückt, nach rechts gewandt, halt mit seiner Linken eine Spitzamphora unter den aus einem Löwenkopf fliessenden Wasserstrahl. Die Gestalt ist zum Teil von einer Tür verdeckt, die, wie die Beschädigung des Karneols und der andersartige Strichrand an dieser Stelle zeigen, nachträglich gearbeitet istVII. Ebenso passt diese Tür nicht zu einem BrunnenhausVIII.

Mand med en amfora ved en fontæne. Etruskisk skarabæ

Fig. 3a: Mand med en amfora ved en fontæne. Etruskisk skarabæ, I34.

Die ursprüngliche Darstellung auf diesem Skarabäus entspricht im Motiv also weitgehend der der anderen beiden Skarabäen. In der nackten männlichen Gestalt ist wohl auch ein Silen zu erkennen; die Stülpnase scheint auch hier den Silen zu kennzeichnen. Indem wir diesen Skarabäus den beiden anderen im Motiv anschliessen, erhalten wir durch das Brunnenmotiv einen Hinweis auf das Thema auch der beiden anderen Skarabäen: Silen am Wasser; dabei ward das Wasser auf den beiden erstgenannten Gemmen durch die Amphora, bzw. den Volutenkrater angedeutetIX.

Im griechischen Raum scheinen Darstellungen dieses Themas mit Sicherheit bisher nicht fassbar;X mit grosser Häufigkeit jedoch treten sie im italisch-etruskischen Raum aufXI. Diese Darstellungen bestätigen, dass die Gefässe zusammen mit den Silenen auf unseren Skarabäen das Wasser versinnbildlichen. Das Wasser, und zugleich die Quelle, aus der das Wasser fliesst, steht hier sinnbildlich fur Vegetation und FruchtbarkeitXII. Die Verbindung von Amphora, bzw. Krater mit dem Silen führt dazu, dass der Symbolgehalt der Gefässe auf den Silen übertragen wird, und er so als Vegetations- und Fruchtbarkeitsdämon gekennzeichnet wirdXIII.

Als für den Wein charakteristische Behälter (die Amphora als Vorratsgefäss, der Krater als Mischgefäss) geben diese Gefässe zusammen mit dem Silen wohl auch die Beziehung zum dionysisch-orgiastischen BereichXIV.

Vielleicht lässt sich auch eine chthonische und sepulkrale Bedeutung mit Amphora und Krater auf Grund ihrer Verwendung als Bestattungsgefässe assoziieren; sicher wohl jedoch im Zusammenhang mit dem WasserXV und dem dionysischen BereichXVI.

Wir können also eine Vielfalt von Vorstellungen feststellen, die sich mit dem Silen am Wasser verbinden lassen: die Vorstellung von der lebensspendenden Kraft des Wassers, Fruchtbarkeit und Vegetation bedeutend; die Vorstellung des dionysischen Bereiches, gewissermassen als Erlösung von der menschlich-irdischen Sphäre, schliesslich die mit der chthonischen Bedeutung verknüpfte Beziehung zur Unterwelt. So ist kaum anzunehmen, dass der Skarabäus für seinen Träger nur ein mehr oder weniger kostbares Schmuckstuck, verziert mit einem bedeutungslosen Genrebild, war, sondern, dass der Skarabäus für seinen Träger einen gewissen Vorstellungskreis, zum Beispiel in der Art, wie es oben bei dem Thema des Silens am Wasser gezeigt werden sollte, beinhaltete.

Commentaries

  1. [Note 1 i teksten med følgende indhold:] P. Fossing: The Thorvaldsen Museum, Antique Engraved Gems and Cameos, 1929, Nrs. 60, 65, 81.

  2. [Note 2 i teksten med følgende indhold:] Nr. 81; 13×9 mm; Cades II, A 235.

  3. [Note 3 i teksten med følgende indhold:] A. Furtwängler: Die antiken Gemmen, 1900 = F.A.G. III, S. 185.

  4. [Note 4 i teksten med følgende indhold:] Nr. 60; 14×11 mm; Cades II, A 226; F. A. G. I, Taf. 19,18.

  5. [Note 5 i teksten med følgende indhold:] F.A.G. III, S. 191.

  6. [Note 6 i teksten med følgende indhold:] Nr. 65; 13×10 mm.

  7. [Note 7 i teksten med følgende indhold:] Vgl. zum Motiv der Tür: F. A. G. I, Taf. 16,51; 17,16; NSc 1916, S. 53, Abb. 8.

  8. [Note 8 i teksten med følgende indhold:] Dunkley: BSA 1935-36, XXXVI, S. 142 ff.

  9. [Note 9 i teksten med følgende indhold:] Vgl. R. Stiglitz, Öjh 44, 1959, S. 115 ff.; Roscher, Mythologisches Lexikon, s.v. Satyros und Silenos Sp. 511 ff.

  10. [Note 10 i teksten med følgende indhold:] Silen eilt an einen Brunnen: att. rf. Pelike (Berlin, Staatl. Museen), ARV 286,18. Die Kenntnis der Vase verdanke ich dem freundlichen Hinweis von Prof. Dr. K. Schauenburg. Silen mit Amphora: griechische Gemme (Berlin), F.A.G. I, Taf 17,24.

  11. [Note 11 i teksten med følgende indhold:] Silen bei einem Brunnen: Münzen aus Himera, Francke-Hirmer, Die griechische Münze, 1964, Taf. 21 unten, Taf. 22. Faliskischer rf. Stamnos (Rom, Villa Giulia), Giglioli, L’arte etrusca, CCLXXIV, 4. Silen an einer Quelle: Ciste Ficoroni (Rom, Villa Giulia), Giglioli, o. c., CCLXXXVIII, I-IX, 2. Silen mit einer Spitzamphora: etruskischer Spiegel (Petersburg), Giglioli, o.c., CCXCVI, 3; etruskischer Skarabäus (Berlin), F. A. G. I, Taf. 17,24.

  12. [Note 12 i teksten med følgende indhold:] Vgl. Stiglitz: o. c., S. 132, besonders Anm. 62.

  13. [Note 13 i teksten med følgende indhold:] Vgl. dazu die Verschmelzung von Silen und Silvanus, dem Quelldämon, im italischen Raum; Roscher, o. c., Sp. 511 if. Dieser Wesenszug der Silene zeigt sich ja auch in ihrer Beziehung zu Dionysos; Nilsson, Handbuch der Altertumswiss. V, 2, i, S. 550,4.

  14. [Note 14 i teksten med følgende indhold:] Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie der Altertumswiss. III A, I, s. v. Silenos und Satyros, Sp. 44 if.; att. rf. Schale, ARV 296, 12; etrusk. rf. Schale (Paris, Musée Rodin Tc 980), Plaoutine, JHS 57, 1937, Taf, I-II.

  15. [Note 15 i teksten med følgende indhold:] Stiglitz: o. c., S. 132.

  16. [Note 16 i teksten med følgende indhold:] Zum chthonischen Dionysos: K. Schauenburg, Festschrift Langlotz, S. 173, Anm. 16; derselbe, Jdl 1953, S. 62 ff. Vgl. Lokrisches Relief (Reggio), Langlotz-Hirmer, Die Kunst der Westgriechen, Taf. 73.

Last updated 11.05.2017