12.5.1812

Sender

Carl Gustav Inn- und Knyphausen

Sender’s Location

Lütetsburg

Information on sender

Brevet har været forseglet.
Poststemplet: [XXXXXX] 2[6] MAI”, ”[XX] M[XX].

Recipient

Bertel Thorvaldsen

Recipient’s Location

Rom

Information on recipient

Udskrift: A Monsieur / Monsieur Thorwaldsen / sculpteur célèbre et Chevalier de l’odre du Danebrog / à / Rome. / Caffé Greco Strada / Condotti. / Franco frontiere Ital.

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Abstract

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Document

Hochzuehrender Herr!

Schon vor mehreren Monathen erfuhr ich durch Herrn von Uxkühl daß mein Freund und Landsmann Kramer anstatt seine Gesundheits Umstände durch den Aufenthalt in Neapel zu verbesseren weil kränker von dort nach Rom zurückgekehrt seyn. Ich schrieb ihm darauf sogleich in der Hoffnung eine beruhigende Nachricht von ihm zu erhalten. Diese blieb aber bis jetzt aus, und statt dessen habe ich leider von dem Vater des jungen Kramers erfahren, daß zufolge zweier Briefe von Ihnen und Herrn Werner wenig Hoffnung mehr zu seiner Wiederherstellung vorhanden sey. Diese Nachricht betrübte mich um so mehr, da ich vermuthen muß, daß Sie den Vater nur allmählich auf den uhm bevorstehenden Verlust werden haben vorbereiten wollen, und daß sein Zustand also damahls schon wahrscheinlich ohne Stellung war. Ich muß daher befürchten, daß er nicht mehr am Leben ist, wenn diese Zeilen in Ihre Hände kommen, was um so mehr zu beklagen ist, da er sich als Künstler und als Mensch so viele Ansprüche auf Achtung und Liebe erworben hatte und bei seinem jugendlichen Alter auch so vieles hätte leisten können.

Da ich indessen, wenn er nicht mehr seyn sollte, wie ich es befürchten muß, ein Andenken von ihm zu haben wünschte, so nehme ich mir die Freiheit Sie um eine Gefälligkeit zu ersuchen. Es wird Ihnen vielleicht nicht unbekannt seyn, daß der gute Kramer während meiner Anwesenheit in Rom und Neapel ein Portrait von mir in der Arbeit hatte, das bei meiner Abreise schon weit gediehen war, daß nur nach die letzte Hand davon zu legen war. Ich bezweifle sehr daß es zugleich wird ausgeführt worden seyn, da ich indessen von meinem Freunde gern ein Andenken besitzen möchte, so hat es schon in seiner jetzigen Gestalt einen großen Werth für mich; Sie würden mir daher einen großen Gefallen erzeigen, wenn Sie die Mühe übernehmen wollten es mir durch einen sichern Spediteur zu schicken. Ich würde Sie aber bitten es nicht direct hierher, sondern an folgende Adresse abzusenden: A Monsieur Harscher, Homme de lettres à Heidelberg, Grand Duché de Baden, wahrhaft beim Kaufmann Gmelin am Mittelthore. Dieser Harscher würde Ihnen auch Ihre etwaigen Auslagen für die emballage ersetzen, im Fall Sie Sich diese nicht gleich durch den Spediteur, der die Uebersendung auf sich nimmt, sollten ersetzen lassen können. Meine Schuld für das Gemählde habe ich schon in Neapel an meinen Freund Kramer abgetragen. – Die Freundschaft die Sie für ihn gehabt haben, hat mich so dreist gemacht, mich an Sie mit dieser Bitte zu wenden, übrigens muß ich für die Mühe, die ich Ihnen dadurch verursache sehr um Verzeihung bitten.

Mit Ihren beiden Landsleuten Schmitten und Stub habe ich in vorigen Jahre eine sehr angenehme Reise über Florenz, Bologna, Mailand nach der Schweitz und durch die schönsten Gegenden dieses Alpenlandes gemacht, das ich auch noch allein vollends durchstrichen habe, nachdem sie sich von mir getrennt hatten, um ihre Reise fortzusetzen. Diesen Winter habe ich aber großentheils in Paris zugebracht und meinen dortigen Aufenthalt vorzüglich den unzähligen Kunstschätzen gewidmet die dort aufgehäuft sind. In meinem großen Leidwesen habe ich aber gefunden, daß man in Paris von allen diesen herrlichen Sachen bei weitem nicht den Genuß hat, den sie in Rom verschaffen würden.

Wenn Sie die Güte haben wollen mir ein Paar Zeilen zu schenken, so bitte ich Sie ausser einiger näheren Nachricht von Kramern, mich auch mit den Arbeiten bekannt zu machen, die Sie jetzt unter Händen haben. Als ich Rom verließ waren Sie mit Ihrem schönen Amor beschäfftigt; ist der jetzt vollendet ? Sollten in der dortigen Künstlerwelt einige Veränderungen vorgegangen seyn, so würden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie mich davon benachrichtigen und mich übrigens allen meinen dortigen Bekannten angelegentlichst empfehlen wollten. Wie oft habe ich mich schon wieder nach Rom zurückgesehnt seitdem ich wieder die Küsten der Nordsee bewohne, wo mich, wie Göthe sagt: der Norden kalt und gestaltlos umhängt.

Erlauben Sie mir zu den mancherley Bitten, mit denen ich Sie belästigt habe, lieber Herr Thorwaldsen, nun auch die Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung hinzuzufügen womit ich die Ehre habe zu seyn

  Ihr
Lütetsburg in Ostfriesland
den 12ten Mai 1812.
ergebener Diener
L v Knüphausen

Archival Reference

m3 1812, nr. 16

Last updated 10.05.2011