Johan Bravo
Rom
Just Mathias Thiele
Ingen udskrift.
Dateringen fremgår af brevet.
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Wie unendlich lange ist es daß ich nicht an Dich, lieber Thiele, geschrieben, das letzte Mal 14 April v. J. und wie Vieles und Verhängnißvolles hat sich seitdem nicht über uns, über das Vaterland, anders gestaltet. Mein Vorsatz an Dich zu schreiben ist immer durch Nachrichten über Krankheiten in Deiner Familie und zuletzt gar durch einen so gut als gewissen Verlust eines Deiner Kinder hinausgeschoben, alle solche Bothschaften waren nicht geeignet Dich mit meinen Angelegenheiten noch zu belästigen. Gott sey Dank, es hat sich Alles besser und fröhlicher gestaltet als wir uns dachten. Bissen schrieb mir endlich wie es mit Dir und den Deinen stehe, während es leider in seinem Hause in diesem Augenblick vielleicht recht betrübt aussieht. Deine freundliche Zuschrift, von 20 Sept. (mit Einlage an Winstrup) war mir ein liebes Geschenk und ich war und bin froh Deine Handschrift endlich wieder mal vor Augen zu haben. Es hätte mir nichts Angenehmeres kommen können als grade das Eintreffen Deiner Zeilen. Sie versetzten mich in einer frohen Zeit zurück, einer Zeit so glücklich, wo man an all dies ekelhafte Treiben der Gegenwart nicht dachte und statt Revolutionen und Krieg nur frohe Menschen traf. Ich gedenke jener Tage, wo ich in Deinem Hause, Deiner Familie so glücklich war und jetzt, welches Unterschied wenn wir daran denken daß Brüder sich morden. Doch fort von solchen Gedanken und zu Deinem Brief zurück. Allso [sic] zuerst Winstrup, dessen Brief mir Sorge machte, wie ihn diesen zukommen zu lassen, bis Listov mir aus Neapel, unterm 17 v. M. schrieb, einen Familien Brief an Winstrup den er bei mir gesehen und gerathen hatte zu behalten, da er gewiß bald herkommen werde nunmehr nach Neapel zu senden, indem W. seinen Aufenthalt in Athen noch zu verlängern beschlossen u gebeten seine Briefe mit dem ersten französ. Dampfboot, dahin zu senden. Am selben Tag wie ich Listov’s Schreiben, am 19 v. M. erhielt ging jenes Brief mit dem der Akadime [sic] nach Neapel und ich hoffe W. ist bereits im Besitz derselben.
Die Verlobung Deiner Tochter mit Leut. Wilde, hatte ich schon gehört, ich gratulire und bitte beide zu grüßen; Wilde besonders als vieljährigen Bekannten und als wahrer Freund von Föhr her. Ernst Meyer ist ein Landstreicher geworden, statt von Hamburg wie sein Vorsatz war nach Kop. ging er nach London, von dort ging er nach Interlacken, woher er mir schrieb und siehe unterm 4 v. M. bekam ich wieder Brief aus Baden Baden, worauf er sich gleich eine Antwort nach Paris ausbat und von dort will er hierher kommen. Geistig geht es ihm sehr gut, doch körperlich nicht zu Besten. Seine Krankheit ist fürchterlich, nemlich ein Hinschwinden der Muskeln in Arme u Beine, so daß er den einen Arm nur mit Hülfe des andern bis zum Mund bringen kann und beim Gehen fällt er plötzlich nieder.
Mit Interesse habe ich gelesen daß Du mit dem IV T. von Thorv. Werk fertig bist und mit noch größerem Interesse hoffe ich es zu lesen, so auch jenes von seiner Jugendhistorie. Glück zu und mache nur soviel Geld daß Du bald wieder mal eine Reise hierher machen kannst.
Von mir kann ich eigentlich nichts als gutes sagen, denn ich bin, Gott sey Dank, gesund und dies ist für einen, auf halben Sold gestellten, Consul schon viel. Bei dieser Gelegenheit sage ich Dir noch meinen Dank, für Deine und der andern Freunde Bemühungen, wie jenes famose Gutachten der Akademie erfolgt war, die man in Eurer Abwesenheit abgegeben, daß man einen Consul und Kunstagenten nicht bedürfe. Nun um den geehrten Herren zu beweisen, daß ich früher für die Akademie Bibliothek und Gipssammlung, theils durch fremde theils durch eigne Beiträge gesorgt, so kann mitfolgendes Schreiben ein neuer [sic] Beweis abgeben, daß ich noch daran denke, denn kaum war beschlossen von jener Statue eine Form zu machen, so bat ich um einen Abguß und meine Freunde Canina u Visconti stellten meinen Namen ob an in der Liste.
Ich habe noch andere Sachen, als ein Werk über die neuen Thore in Livorno, welches ich Deiner Bibliothek vielleicht schenken werde, doch will ich vorher abwarten, wie sie die Gipssachen aufnehmen. Du wirst wohl daran denken, im Fall daß die Akademie die Offerte annimmt, daß ich förmlich beauftragt werde, dem Minister im Namen der Akademie zu danken.
Es sind in letzter Zeit viele Landsleute hier gewesen und Schweden und Norweger fehlen nicht. Durch diese, die Anwesende mit gerechnet, habe ich voll auf zu thun, ohne alle Affairen der Abwesende zu gedenken.
Daß Hambro hier war und fast bei allen Landsleuten Bestellungen gemacht, wird Dir bekannt seyn, nemlich bei Jerichau, der Jäger mit der Tigerin; Frölich Gemälde, die Versuchung Christi; Holbeck einen kleinen Amor und bei Peters eine Psyche. Von Bissen soll ich ihm Zeichnungen nach Neapel senden. Ich habe ihm zu allen Künstlern umher geführt und die Bestellungen hat er nur gemacht mit dem Beding daß ich die Besorgung übernehme. Nun daran soll es nicht fehlen, basta daß die reichen Herren nur recht viel bestellen wollen. Küchler ist von einem Ausflug bis in Toscana vor Kürzem zurück gekehrt. Er malt jetzt an die Grablegung von Raphael in der Borghese, eine Copie die gewiß eben so schön wird als jene nach Perugia. Der alte Puggaard hat ihm vorige Woche geschrieben und aufgetragen nachdem die Sposalizia in Mailand zu copiren und will ihm so lange er lebt immer zu thun geben. Auch hat er Aufträge von Treschov und wird als Antwort an Marstrand ein Blatt hierbei anlegen. Die geborne Thorvaldsen, jetzt Sigra Giorni, ist jetzt in Rom mit Mann und Kinder. Læssoe war ganz verwundert diesen Mann als eine gebildeten und sehr unterrichteten Menschen zu treffen, indem man in Kop. ganz das Gegentheil erzählte. Dies ist nun mal nicht anders, Neid und Verläumdung überall. Uebrigens har es mir gefallen daß er daran denkt die Kinder unterrichten zu lassen und dies ein Motiv mehr ist, daß er die Familie in die Stadt gebracht, indem in Albano daran nicht zu denken ist. Alberto ist groß gewachsen, ohne Leben oder Geist, ist wenn es sich nicht gänzlich ändert, wenig von zu hoffen. Auguste ist grade das Gegentheil des Bruders, denn diese ist voller Leben und Beweglichkeit, sieht dabei ihren Vater dem verstorbenen Oberst Pausen, wie ein Ei das andere ähnlich und hat mitthin [sic] wenig Ansprüche auf Schönheit. Das jüngste Kind von Elisa, mit ihrem gegenwärtigen Mann, genannt Carlo ist ein prachtvoller Bube und wird gewiß wie sein Vater eines Tages schön werden.
Ueber unsern Affairen in Schleswig Holstein, scheint ein Schleier zu liegen, den nicht leicht ein Uneingeweihter lüftet. Will oder wollen die großen Mächte Dännemark sammt dem [sic] Herzogthümer ganz ruiniren, hält man die Sache hin um in Deutschland erst alle Verfassungen über den Haufen zu werfen, um nachdem desto leichteres Spiel bei uns zu haben? Und am Ende machen die großen Herren mit Dännemark was sie wollen ohne daß wir um Rath gefragt werden. Dies wäre noch das Schmälichste, wenn uns später Bedingungen aufgedrungen werden, gegen welche man sich vom Anfang an gesträubt. Der Winter ist vor der Thür und wie sollen unsere Truppen es im offnen Felde aushalten, während die andere in Rendsburg liegen? Die Allg. Zeitung bringt uns regelmäßig Lügenberichte welche sie selber später widerrufen muß. Nur das ist wahr, man mordet sich ohne Resultat.
Lieber Freund, nun lebe wohl, grüße Deine gute Frau ihre Schwester mit Mann, den guten Gamst, Lund und Frau, kurz alle die sich meiner erinnern. Schreibe nun bald wieder da die Akademie Dir wohl auftragen wird zu antworten. Ich wohne jetzt in jenen Zimmern, wo Du mit Frau und tanta Fame wohnten, will sagen außer dem Salon. Meine Wirthin fragt oft nach Euch, sie ist jetzt Mutter zu 4 Knaben u [i venstre margen på sidste side:] 1 Mädchen. Ricci’s grüßen auch dort ist die Familie gewachsen, nemlich um noch ein Mädchen. Ich lege einige Worte an Prof. Abrahams, ein und als eine Commission für die Wigand, werde ich ihm bitte durch Dich auch die Antwort zu senden. Ich sende diesen Brief, Via di Mare u hoffe er kommt dir früher zu Addio
Rom 4te November 1850. | Dein Bravo. |
Last updated 26.05.2024