22.10.1812

Sender

Carl Gotthard Grass

Sender’s Location

Rom

Recipient

Omnes

Dating based on

Dateringen fremgår af det tidsskrift, hvori teksten blev trykt.

Abstract

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Document

Korrespondenz-Nachrichten.

Rom.

Ich habe bisher Anstand genommen, Ihnen einige Nachrichten von den Kunstwerken zu geben, welche auf Befehl des Gouvernement für den Kaiserlichen Pallast von Monte Cavallo verfertigt sind, weil ich gehofft habe, daß sie bald an dem Orte ihrer Bestimmung aufgestellt, und dort, ihrem Effekte nach, besser beurtheilt werden könnten. Aber die Erfüllung dieser Hoffnung scheint noch auf einige Zeit hinausgesetzt zu seyn, und ich will Sie daher gleich jetzt mit den Namen der Künstler, die bey dieser Gelegenheit ihre Talente gezeigt, und den Gegenständen, die sie behandelt haben, unter dem Vorbehalte bekannt machen, auf ihre Arbeiten, wenn sie aufgestellt seyn werden, wieder zurückzukommen.
Ich fange mit den Mahlern an. Ihre Zahl ist sehr groß, wenn man alle diejenigen mitrechnen will, die einzelne Figuren, Friesen und andere Dekorationen ähnlicher Art gemahlt haben. Ich will sie aber blos von denjenigen unterhalten, die weitläufigere historische Gegenstände behandelt haben, und deren Zahl sich etwa auf siebenzehn belaufen wird.
1) Camuccini hat den Ptolomäus vorgestellt
[…]
2) Landi hat gemahlt: Pericles, der in Begleitung
[…]
3) Agricola, ein Römer, Schüler Unterbergers, und daher zur Mengs’schen Schule gehörig
[…]
4) Manno, ein Neapolitaner, liefert eine Versammlung der Götter
[…]
5) Conca, der Vater, mahlt Lorenz von Medicis, der die griechischen Gelehrten aufnimmt
[…]
6) Conca, der Sohn: Leonidas, der bey Termopylä verwundet vom Pferde stürzt
[…]
7) Pelagio Pelagi, ein Bologneser: Cäsar, der zu gleicher Zeit vier Schreibern verschiedene Depeschen dictirt
[…]
8) Ingre, ein Franzose: Romulus, der nach Erlegung des Königs der Cenincer, Acron, mit den Waffen des Erschlagenen
[…]
9) Pahling, ein Flamländer, aber aus David’scher Schule: August, der in Begleitung des Mäcen und Agrippa einen architektonischen Plan untersucht
[…]
10) Madrazzo, ein Spanier, aber unter David in Paris gebildet: Streit des Ajax und Hectors über den Leichnam des Patroclus
[…]
11) Georgini, ein Römer, Schüler Camuccini’s und Landi’s: Trajan, der den Bau des von ihm angelegten Forum’s anordnet
[…]
12) Micoc, ein Römer, Schüler Cavallucci’s: Livia, die den August in den neuerbauten Tempel der Concordia führt
[…]
13) Recchi, Sohn und Schüler des kürzlich verstorbenen, nicht unbekannten, Mahlers dieses Namens, aus Lucca: Luna, die durch die Lüfte fliegt
[…]
14) Corsi, ein Römer, der viel nach Venetianern studirt hat: Das Bad der Diana
[…]
15) Fereri, aus Perugia aber in Turin unter Pecheux gebildet: Ein Plafond zum Toilettenzimmer der Kaiserinn
[…]
16) Cecchi, aus Lucca: Eine Muse mit Attributen verschiedener Talente und Künste
[…]
17) Tofanelli, Bruder des bekanntern Mahlers dieses Namens, in Lucca: Der Parnaß
[…]
Wenn man bedenkt, daß alle diese Mahlereyen in einer kurzen gegebenen Zeit haben verfertigt werden müssen, daß die Gegenstände nicht von der Wahl der Künstler abgehangen haben, und zum Theil nicht vortheilhaft für die Darstellung sind, daß sie hauptsächlich zu Zimmer-Verzierungen bestimmt sind, wobey es mehr auf Effekt, als auf besorgte Ausführung abgesehen war; so wird man zwar Meisterwerke weder erwarten, noch finden; aber man wird doch in Vielen Talent, in Andern Anlagen, und in allen mehr Geschmack, eine verständigere Anordnung, weniger Inkorrektionen, und überhaupt eine mehr überdachte Geschicklichkeit antreffen, als in den Werken, die in ähnlicher Absicht und mit gleicher Eile im 17ten Jahrhunderte unter den Päbsten Paul dem V. und Urban dem VIII, verfertigt sind. Ich zweifle, daß in irgend einer Stadt, außer Rom, selbst Paris nicht ausgenommen, so viel Historien-Mahler von gleichem Werthe angetroffen werden, und daß ein solches Unternehmen, einen Pallast mit so viel neuen Produkten binnen sechs Monaten zu verzieren, anderwärts verhältnißmäßig so gut hätte ausgeführt werden können. Und nun nehme man hinzu, daß, die angeführten Meister, ein Paar Ausländer ausgenommen, lauter Italiäner sind, und unter den Mahlern dieser Nation, die sich hier aufhalten, noch viele geschickte Künstler sind, die an diesen Arbeiten keinen Theil genommen haben.
Ganz runde Bildhauerarbeit ist, so viel ich weiß, für den Kaiserlichen Pallast nicht verfertigt: Basreliefs, zu Friesen bestimmt, sind aber in Menge aus Thon gebildet worden. Ich übergehe diejenigen Künstler, die nur Ornamente, einzelne Figuren und dergleichen, blos zur Füllung der Wände dienende, Arbeiten geliefert haben, und bemerke nur im Allgemeinen, daß sich ein guter Geschmack darin zeigt. Die größern Kompositionen von mehrern aneinander hängenden Figuren aber sind unter vier Bildhauer vertheilt worden, Thorwaldson, Finelli, Massimiliano und Alvarez, Alle aber haben nur in Thon gearbeitet.
Thorwaldsen hat den triumphalischen Einzug Alexanders des Großen in Babylon dargestellt. Diese Friese wird vier Seiten eines großen Salons an dem obern Theile der Wand bedecken. Ein Werk von großer Ausdehnung, ausgeführt mit einem Reichthum schöner und neuer Motive, und in einem Style ächt-griechischen Geschmacks aus der schönsten Zeit der Kunst, welche ihm selbst bey seinen Nebenbuhlern einstimmig den ersten Platz zusichern. Die Italiener nennen Thorwaldson “den Patriarchen des Basreliefs,“ und gestehen, daß seine Arbeiten in dieser Art klassisch sind. Ich bin überzeugt, daß sie an Wirkung noch gewinnen werden, wenn man sie erst an dem Orte ihrer Bestimmung wird betrachten können.
Finelli, aus Carara, ein noch junger vorhin unbekannter Künstler, hat den Triumph Cäsars, gleichfalls eine Friese von ungeheurem Umfange, geliefert. Das Werk ist im Style der Basreliefs an den Trajanischen und Antoninischen SäuIen, und an den verschiedenen Triumphbogen, die sich noch erhalten haben, gearbeitet. Der Künstler hat daraus die mehrsten seiner Motive, den Karakter der Nation, und das Kostüm entleynen lönnen. Aber er hat es auf eine Art gethan, die seinem Erfindungsgeiste, seinem Geschmacke und seiner Geschicklichkeit Ehre macht. Er hat sein Original nicht kopirt, er hat dagegen und mit Glück gestritten. Ich wünsche nur, daß die Arbeit, die oft etwas sehr erhöhte Gruppen mehrerer hinter einander stehender Figuren darstellt, in der Hohe, wohin die Friese zu stehen kommt, gleiche Wirkung, wie jetzt, thun möge.
Alvarez, ein Spanier, hat mehrere Sujets zu Friesen, für ein und dasselbe Zimmer bestimmt, behandelt: den Traum des Achilles, dem der Schatten des Patroklus erscheint; den Traum des Cicero, der die römische Jugend zum Tempel des Friedens ziehen, und den August die Thüren des Tempels schließen sieht; und Leonidas, der seine Begleiter zum Tode für’s Vaterland aufruft. Der Künstler hat die Absicht gehabt, in jenem ältesten Style der griechischen Sculptur zu arbeiten, der noch vor der Zeit des Perikles herrschte, und an den Basreliefs am Tempel des Theseus angetroffen wird. In wie fern ihm das Unternehmen geglückt sey, und in wie fern er sich den Beyfall des Publikum damit erwerben werde, wird die Zeit lehren.
Endlich hat Massimiliano, ein Römer, die Thaten Lorenzos von Medicis in einer Friese vorgestellt. Den Styl dieses Künstlers zu bestimmen, scheint mir sehr schwer zu seyn. Mich hat er an denjenigen gemahnt, der zu den Zeiten Cavaceppi’s im Gange war: eine Mischung von Antikem und Modernem!

General Comment

Dette er et uddrag af Grass’ tekst: ‘Korrespondenz-Nachrichten’, in: Morgenblatt für gebildete Stände, nr. 254, 22.10.1812, p. 1015-1016. Som det fremgår, handler teksten om udsmykningen af Palazzo del Quirinale, der i 1812 var planlagt som residens for kejser Napoleon 1.
Thorvaldsen bidrog med frisen Alexander den Stores indtog i Babylon, jf. A508.
I teksten optræder – muligvis for første gang på skrift – den hædersbetegnelse, som Thorvaldsen ofte fik hæftet på sig: “den Patriarchen des Basreliefs”. Grass nævner her, at den skyldes italienere.
Se også Thiele II, p. 208, hvor udtrykket fordanskes til “Basrelieffets Patriarch”.


Teksten er i Morgenblatt ikke signeret med Grass’ navn, men identifikationen af ham som forfatteren skyldes Bjarne Jørnæs: ‘Thorvaldsen’s ‘Triumph of Alexander’ in the Palazzo del Quirinale’, in: P. Kragelund & M. Nykjær (ed.): Thorvaldsen l’ambiente e l’influsso il mito, Roma 1991, p. 35.

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Last updated 16.09.2013