4.2.1816

Sender

J.P. Mynster

Sender’s Location

København

Recipient

Omnes

Dating based on

Dateringen fremgår af dokumentet.

Abstract

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Document

Rede
bey der Trauung
des Herrn
Ludwig Philipp Grafen v. Bombelles,
K. K. ausserordentlichen Gesandten am K. dänischen Hofe,
und des Fräuleins
Adelaida Carolina Johanna Brun
am 4ten Februar 1816

von
Dr. J. P. Mynster.

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Kopenhagen.
Gedruckt bey Andreas Seidelin.





In einem der bedeutendsten Augenblicke Ihres Lebens, geehrtes Brautpaar, trete ich jetzt vor Sie, und es ist mein Amt, Ihnen ein Gelübde abzufordern, das, nächst dem, womit sich der Mensch in seinem Gewissen vor Gott verpflichtet, nicht heiliger kann gedacht werden, auch nicht folgenreicher für Ihr künftiges Leben. Aber Sie werden es dennoch freudig aussprechen das heilige Gelübde; es ist ja nur das Ja der Liebe und Treue, das aus schönen, vereinigten Herzen gern hervorquellend, jetzt in der feierlichen Stunde als fester Entschluß sich äußert vor Gott und Menschen.

Laßt mich die Worte festhalten: Liebe und Treue; ihr Laut tönt doch tief durch jedes Gemüth, bewegt das Herz unser aller, indem wir ihn in dieser Stunde hören, und daran denken, was wir einander waren, und noch sind, indem wir jetzt Bräutigam und Braut mit Segenswünschen begleiten, und gewiß keinen schönern Wunsch, keinen reicheren Segen wissen, als den der Liebe und der Treue.

Es treibt den Mann die inwohnende Kraft, die Begierde des Ruhms und der Thaten oft so weit umher; so viele Gegenstände umschließet sein Sinn, und erweitert sich immer. Aber wie Vieles sich ihm auch darstellt, wird doch das Herz davon nicht befriedigt; es sind stillere Gefühle, die tief in ihm wurzeln, es ist in ihm ein Drang anders zu lieben, anders geliebt zu werden, als mit der Neigung, die mit den wechselnden Gestalten entsteht und verschwindet. Und wer mit redlicher Seele sucht, der wird auch finden; die Liebe naht sich dem Manne, der sie reines Herzens anruft, sie öffnet ihren Vorrath voll stiller Tugenden und Freuden, sie macht ihm das Haus werther als die weite Welt voll bunter Gestalten, und von der Anstrengung der Arbeit, von dem Drange der Geschäfte, es sey, daß die Freude des Gelingens seine Seele erhebt, oder daß fehlgeschlagene Erwartungen zu vergessen sind, von der Leere der Zerstreuungen, von den kalten Umgebungen kehrt er so gern in das Heiligthum der Liebe und der Treue zurück.

Es wächst die Tochter im väterlichen Hause, im Schooße der mütterlichen Zärtlichkeit heran; nicht so rastlos strebet ihr Geist, nicht also durch das unstäte Gewühl der Welt wird sie getrieben; selbst leichter befriedigt, den häuslichen Kreis, den weiteren oder engeren, den Kreis der Freunde und Freundinnen verschönernd, weilt sie gern, wo sie ist. Aber auch ihr tritt die Liebe in anderer Gestalt, inniger und voller, entgegen – die Liebe, welche sie früh schon bildete, daß sie einst die Freude seyn sollte, einst der süßeste Lohn des liebenden Mannes; und indem sie diese Bestimmung erfüllt, erwachen in ihrer eignen Brust neue, warme, heilige Gefühle, breitet sich eine neue Welt um sie her, schöner und reicher als Alles, was sie vorher erblickte, gehen ihr neue Pflichten auf, in deren Erfüllung sie selbst den besten Genuß des Lebens findet, und durch welche sie noch schöner hervorblüht; denn wo ist die Blüthe des edlen Weibes, als im Heiligthume der Liebe und der Treue.

Und so öffnet sich jetzt dieses Heiligthum auch Ihnen, werthes, von Allen geschätztes, von den näher Verbundenen so innig geliebtes Paar. Weit umher führte Sie schon, Herr Graf, die Bahn des Berufs und der Ehre; aber hier erst, in diesem entfernten Lande, war Ihnen der Eingang in jenes Heiligthum bereitet; hier erst war für Sie die Gute zu finden, die ihre Wünsche suchten, die Sie an jedem Aufenthalte sonst vermißten, die Ihnen jeden künftigen Aufenthalt verschönern wird, durch die Ihnen Dänemark stets zurufen wird, daß Sie seiner nicht vergessen. Nein, Sie werden das Land Nicht vergessen, wo Ihnen das schönste Glück blühte, Sie werden die Theuren nicht vergessen, an denen das Herz Ihrer Ida stets hängen wird, Sie werden das Vertrauen nicht vergessen, welches diese Stunde so rührend macht, als sie feierlich ist, und durch Gottes Gnade glücklich. Denn wahrlich, es ist Nichts rührender, als ein Vertrauen ohne Grenzen; es ehrt den Mann, dem es erzeigt wird, wie keine andre Ehre. Sie wissen es, wie Ihre Braut die Zierde, die Freude, die Liebe dieses Kreises war; Sie kennen die Zärtlichkeit, womit Eltern, Geschwister, Freundinnen, womit Alles, was sich ihr näherte, sich an sie schloß. Und jetzt löst sich dieser Kreis, jetzt segnen sie Vater und Mutter, und laßen sie aus ihren Armen, jetzt giebt sie sich selbst dem Manne hin, dem sie vertraut, von dem Alle hoffen, Alle getrost erwarten, daß er ihr in der Fremde eine neue Heimath bereiten, daß sie an seiner Seile das väterliche Haus zwar nicht vergessen, aber sich auch nicht schmerzlich dahin sehnen werde, daß sie für das, was sie ihm geopfert, in seiner Liebe, in seiner Treue einen reichen Ersatz finden werde. Diesem vollen Vertrauen wird in dieser Stunde Ihr heiliges Ja antworten; Ihr ganzes künftiges Leben wird es rechtfertigen.

Und was sage ich Ihnen noch, theure Freundinn? Welches Wort, welche Stimme finde ich, um das Gefühl auszusprechen, das jetzt alle Gemüther bewegt? Aber ich kann, ich will es nicht sagen; zu tief ergriffe es uns, wenn ich es versuchen wollte Ihnen für Alles zu danken, was Sie bisher Ihren Freunden gewesen, und die schönen Jahre Ihrer Jugend zu schildern, voll Anmuth, Güte und Liebe, der wir uns alle erfreuten. Es öffnet sich Ihnen jetzt eine neue Bahn des Lebens: gehen Sie freudig hinaus; auch da wird der Engel der Unschuld, wird der Gott der Liebe und der Treue Sie begleiten und bewachen. O, glauben Sie nicht den erkalteten Lippen, dem erstorbenen Herzen derer, die das Leben schildern, als nähme jedes Jahr Etwas weg von der Freude und Fülle – nähme es weg ohne Ersatz. Nein, im Leben der Edlen und Guten ist Alles Entwickelung, ihnen keimen in jedem neuen Verhältniße neue, vollere Freuden. Auch aus Ihrem reichen Herzen wird sich das Glück immer neu entfalten , wird sich über Alles verbreiten , was Ihnen angehört, wird zurückstrahlen und Ihr eignes Leben beglücken , indem Sie Andre glücklich machen. Es ist völlig so süß zu geben als zu empfangen, und in der dankbaren Freude Ihres Gatten werden Sie Ihren Lohn, Ihren schönsten Genuß finden; denn wie die Tochter, wie die Freundinn geliebt wurde, so, und noch inniger wird die Frau geliebt seyn.

Aber freilich kommt Glück und Segen nicht von der Welt, auch nicht aus uns selber allein; sondern alle gute, alle vollkommene Gabe kommt von oben herab. Und daher schauen wir auch, in Demuth, aber voll Vertrauens, zu dir hinauf, du Water im Himmel, und erflehen deinen väterlichen, himmlischen, göttlichen Segen über dieses Paar. Zwar wissen wir es, daß dieses Leben im Staube deine Herrlichkeit nicht erträgt; aber wir wissen es auch, wir haben es durch deine Gnade reichlich erfahren, daß es Zeiten giebt, in denen der Segen, die Fülle deines Himmels sich über unser zeitliches Daseyn verbreitet, daß dein Friede, deine Freude aus Erden wohnen kann, wo treue Liebe die Herzen vereinigt. Du hast es gesagt: ein treuer Mensch wird viel gesegnet; erhöre, Vater, unser Gebet, wir bitten nach deinem Willen, und laß dieses dein Wort erfüllt Werden über diese Beide: ihr Herz bleibe fest in deiner Liebe, in deiner Treue, und ihr Leben werde viel gesegnet! Amen.

General Comment

Denne tale blev trykt i et lille hæfte, og holdt i anledning af Ida Brun og Louis Philippe de Bombelles’ bryllup.

Archival Reference

Thorvaldsens Museums Småtryk-Samling 1816, Mynster

Persons

Last updated 12.09.2014