Edmund Lobedanz
Conrad Rantzau
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THORWALDSEN. Ein Gedicht Von Edmund Lobedanz. Kiel. Christian Bünsow. 1844. |
An Se. Excellenz, Grafen Conrad zu Rantzau-Breitenburg, Geheimen Staatsminister, Ritter vom Elephanten. Seinem hohen Gönner in tiefster Verehrung und Dankbarkeit. |
Das gab dem Dichtersinne neue Nahrung,
Das war Erkennen, war ein selig Schauen,
Das war ein innigliches Kunsterbauen,
War durch das Auge geistige Erfahrung,
Als ich bei Dir, des Meisters Offenbarung,
Wie sich die Dichtung in den Stein gehauen,
Und sich verewigt hatte in genauen
Kunstformen und in herrlicher Bewahrung,
Für Alle ausgeprägt, mit Dir bewundert!
Dein Kennerauge hat mich dort geleitet,
Wo Du die Kunstgebilde aufgerichtet.
Dort hat mein dunkler Blick sich schön gelichtet,
Ein Feenland vor mir sich ausgebreitet,
So daß ich glücklich preise mein Jahrhundert!
Der Verfasser.
Thorwaldsen. Bei seinem Tode. |
Das war ein Jubel, war ein Tucherwehen,
Wollüstig Baden in der Freude Flut,
Als er das Land bestieg, auf allen Höhen
Brannt’ ihm der Dänenliebe Opferglut;
Das war ein Drängen, das Gesicht zu sehen,
Auf dem des Schöpfers Liebesblick geruht!
Das war ein Ruhmestaumel, süßes Laben,
Dem jeder Däne glaubte Theil zu haben!
Ein edles Volk, Beherrscher zweier Meere
In jener dunklen Zeit des Waffenglanzes,
Das, freiheitglühend, noch bewahrt die hehre
Erinn’rung heißerfocht’nen Lorbeerkranzes,
Doch fast erlegen ob der Eisenschwere
Zernichtend fressenden Gedankentanzes,
Das häuslich still gelebt mit seinem Harme:
Schließt den berühmten Sohn in seine Arme!
Da flüstert es vom Großen bis zum Kleinen:
Das ist er, der der Stolz des Vaterlands!
Er kommt zur Heimath wieder, bringt den Seinen
Von seinem überflüss’gen Ruhmesglanz!
Die Kinder jubeln und die Greise weinen,
Und doch umschlingt sie einer Freude Kranz.
Habt Ihr’s gefühlt, wie Euch nach trüben Tagen
Beim ersten Sonnenblick die Herzen schlagen? —
Das große Dänemark war klein geworden,
Ein Kleinod hegt’ es nur an seinem Ruhme!
Doch, wo kein Feld mehr war zu Schlachtakkorden,
Blüht’ in der Künste stillem Heiligthume,
Erstarkt, gekräftigt durch die Luft im Norden,
Vor allen andern eine Götterblume,
Die halb gen Himmel, halb zur Erd’ gewendet.
Der Sonne gleich rings ihren Glanz entsendet.
Thorwaldsen! Ist der Name heilig? Heilig
Ist er durch Gott, deß Wille ihn erhöht.
Bei seinen Schöpfungen mit Ehrfurcht weil’ ich,
Weil Gottes Hand darauf geschrieben steht.
Im Schauen wunderbar ergriffen eil’ ich
Bald hier, bald dorthin, denn ein Geist umweht
Den todten Stein! Es künden die Gestalten
Den Gott, der ihn durchglüht bei seinem Walten!
Sein Geist umfaßte rings des Erdball’s Zonen,
Umfaßte der Geschichte hehres Feld,
Sein Werkgeräth’ war neben Königsthronen,
War im Olymp, im Himmel aufgestellt.
Ein Fürst der Kunst besaß er tausend Kronen
Und herrschte in der Ideale Welt.
Und so gebar sein Geist den Kranz von Werken,
An dem sich ganze Völker dauernd stärken!
Wie mild sein Sinn, sein Herz voll Seelengüte,
So schuf er seinen Christus, rein, erhaben,
Und jenen Paulus, der im Glauben glühte,
Und den Johannes, jenen sanften Knaben,
Der noch als Greis mit kindlichem Gemüthe
In Kindschaft wirkte durch des Geistes Gaben.
In alter Zeit hat er geschöpft und neuer.
Und was er gab, war ew’ges Opferfeuer,
War heil’ge Opferglut, zu der in Schaaren
Bald hier, bald da sich ehrfurchtsvoll begeben
Die Völker, um lebendig zu bewahren,
Wie sich in ihm der Weltgeist kundgegeben,
Um zu verehren hier den Wunderbaren,
Der selber Leben, ewig spendet Leben.
Der dem Geschlecht nach langdurchträumter Stille
Titanen weckt aus seiner Heldenfülle. —
Und sieh! im Vaterland zu neuem Bilden
Reizt ihn die Liebe, die ihn bleibend band;
Reizt ihn ein König, unter dessen milden ,
Bemüh’n jedwede Kunst Gedeihen fand;
Reizt ihn der Beifall, der von tausend Gilden
Sich freundlich sammelt an der Ostsee Strand;
Reizt ihn das Bauwerk, das zum Heiligthume
Der Kunst, sein Volk ihm baut, und ihm zum Ruhme.
Da tönt die Trauerglocke! Namenlose
Beengend bange Trauer füllt das Herz.
Ihn soll’s bedeuten, ach, dem Erdenschooße
Enthob ihn sanft ein Engel himmelwärts.
O wo verlor ein Volk solch’ selt’nes Große
Und fühlte nicht der ganzen Trennung Schmerz?
Wo sind auf Erden eines Tempels Hallen,
Aus dem nicht bange Klagetöne schallen?
Und wir? Ein Trost im Schmerz ist uns geblieben,
Er ist es, der uns mächtig aufrecht hält:
Hat er gewirkt, so dankten wir durch Lieben!
Ist das der schönste Dank nicht auf der Welt?
Ihn durfte der Gedanke nie betrüben:
Er hab’ Unwürd’ge durch sein Licht erhellt.
Wir gaben, ihn nach Kräften zu belohnen,
Ihm ganz und ungeschmält des Ruhmes Kronen.
So leb’ denn wohl! Uns, Deiner Schätze Erben,
Leucht’ Deines Geistes Licht in stetem Glanz!
Du bist gestorben hier — um ganz zu sterben?
Nein, zu empfangen dort den Lorbeerkranz.
Du konntest hier im Geiste nur erwerben
Des Vaters Lächeln, dorten hast Du’s ganz.
Wer so wie Du geschaffen und gestrebt,
Der hat genug für alle Zeit gelebt!
Dette digt er en trykt udgave, der udkom i et hæfte.
Last updated 31.01.2020