Ew. Wohlgebohrn
wünschte ich die lebhafte Freude ausdrücken zu können, die ich empfand über die günstige Aufnahme, welche unser Wunsch bey Ihnen gefunden. Ich zweifle nicht, daß Wiedemann, dem ich sogleich Ihre Antwort meldete, ebenso hoch erfreut seyn wird. In der That wir dürfen es sagen, wir alle, die Angehörigen dieser Verstorbenen haben in der Hinsicht das Ziel der einzigen Wünsche erreicht, die uns in Bezug auf Sie noch blieben.
Nachdem ich die Ehre gehabt Ew. Wohlgebohrn die allgemeine Idee des Denkmals mitzutheilen, so bleibt alles andre, namentlich auch der Punkt, dessen Sie Erwähnung thun, die dem grossen Basrelief zu gebende Stelle ganz allein Ihrem Urtheil überlassen.
Wegen der besten Art die Summe nach Rom zu übermachen habe ich viele Erkundigungen von verschiednen Orten eingezogen. Alle stimmten darinn überein, daß ein übersendeter Augsburger Wechsel die bequemste und zugleich mit dem geringsten Verlust verbundene Übermachungsart sey: Ich habe daher die Ehre, Ew. Wohlgeb. in der Anlage einen solchen Wechsel auf Augsburg zu übermachen, der die Summe enthält, welche vorläufig zu dem Zweck des Monuments zu meiner Disposition gestellt worden ist. Es ist aber bereits Anstalt getroffen, daß ich von jetzo an von Monat zu Monat, oder von 2 zu 2 Monaten, wie es Ew. Wohlgeb. gefällig seyn wird, die nöthigen Übersendungen machen kann. Ich ersuche Sie, mir hierüber Ihre Wünsche gerade auszudrücken.
Noch muß ich bemerken, daß die Summe von 366. Gulden 40 Kr. nach Augsburger Geld, also nach dem sogenannten 20. Gulden Fuß zu verstehen ist, wornach der Gulden 12 Kreuzer mehr als nach dem rheinischen oder 24 M. Fuß beträgt. Ew. Wohlgebohrn haben daher nach diesem gewöhnlicheren Fuß die Summe von 440. M. oder genau 40 Carolins = 160. alte französische Laubthaler zu empfangen. Mein Banquier meynt, da der Preis des Augsburger Courant Gulden in Rom gewöhnlich zwischen 44. und 46. Bajocchi schwebt, so werden Sie für die Rimesse von 366 Fl. 40 Kr. zwischen 160 u 168. Scudi erhalten. Derselbe empfielt Herrn Scultheis als weit billiger wie Torlonia. – Doch das wird Ew. Wohlgeb. alles am besten bekannt seyn.
Die Büste geht ebenfalls unter dem heutigen Datum ab, da ich Ew. Wohlgebohrn Wohnung auf der Addresse nicht anzugeben wußte, so wird es vielleicht richtig seyn, auf der Dogana oder wo sonst dergleichen Kisten abgeladen werden, nach einiger Zeit nachfragen zu lassen. Ich bemerke, daß die Büste eine erst nach dem Tode gemachte ist, daß der Künstler die Verstorbene nie gesehen, daß er nur nach einem gemahlten Bildnisse und der Angaben der bey der Ausführung gegenwärtigen Anverwandten gearbeitet, und daß er in Betracht dieser Umstände sehr viel geleistet, aber das Eigentümliche des Abbildes doch nicht ganz ausgedrückt hat. Besonders mußte das Ganze jugendlicher gehalten und graziöser seyn. Wäre es in so fern Ew. Wohlgeb. vielleicht angenehm, eine nach dem Gemälde entworfene Zeichnung zu erhalten, so würde ich dafür Rath schaffen.
Noch ersuche ich Ew. Wohlgeb. da es nicht in meiner Gewalt steht, Briefe und Kiste zu frankiren, daß Sie die Gewogenheit habe, alle diese Nebenauslagen in Rechnung zu bringen. Ich muß es, so oft ich daran denke, beklagen, daß wir so gar nicht im Stande sind Ew. Wohlgeb. eine Ihrer nur einigermaßen würdige Belohnung anzubieten. Die Kenntniß und Überzeugung von Ihrer edeln Denkart kann uns allein hierüber beruhigen.
Noch habe ich zu bemerken, daß für den jedoch kaum denkbaren Fall, daß der dortige Banquier erst die Acceptation abwarten wollte, Primo und Secunda beygelegt sind.
Und nun empfangen Sie nochmals, Verehrter Herr und Meister, den Ausdruck meines Danks für Ihre gütige Erfüllung unsres Wunsches, sammt dem Ausdruck der vollkommensten Hochachtung, womit ich bin
Ew. Wohlgebohrn
München den 18. Aug. 1811.
ganz ergebenster
Schelling.