1833

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Friedrich Nerly

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Rom

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Dateringsbegrundelse

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Resumé

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Dokument

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Die Juden stinken am Leibe, verlieren aber diesen Gestank gleich nach der Taufe –. Daß heiß ich glauben!!! –.

Dieses Wunder bewirkt der Glaube an den sonst Wunderthuenden Bajoccorden freylich nicht, und ich muß sogar sogleich von vornherein bemerken daß diejenigen, sey es nun Heide, Jude oder Christ, wenn er einmal schon eines übelen Geruches berüchtigt ist, diesen auch leider nach Erhaltung des Ordens nicht los wird, wol aber glaubet und seyd endlich fest überzeugt, daß der Künstler erst durch den rechtmäßigen Besitz des Bajoccordens die wahre Schönheits…nie zu erkennen und wiederzugeben vermag, daß bis dahin alles studieren nach der Antike umsonst, ja daß er für Alles Schöne und Edle, sey es Form oder Farbe mit Blindheit geschlagen war. Umsonst besucht er den Vatican und Capitol, er verfällt von einem Irrthum in den Andren. Es bleibt demnach für Euch meine lieben Collegen also nichts anders übrig, als sich so bald wie möglich; es ist nie zu spät, in dessen Besitz zu bringen, und ihr werdet dann erst erstaunt die alma Roma in seinem Zauberlichte blicken.

Von den uns zugekommenen Beschreibungen verschiedener Pontemollefeste werden wir hier einige anführen. Die von den damaligen, nicht im Dienste stehenden, aber freiwilligen Stenographischen Aufgezeichneten, die etwas unleserlich, und schwer zu entziefern sind entnehmen wir aber, was Erbauliches heraus zu finden ist und indem uns die Wahl frey steht, beginnen wir mit dem Ponte-mollefest welches ein Bildhauer gab und zwar einer, dessen großer Weltruf bereits ein halbes Jahrhundert sich zu erfreuen hatte. Dieser war indessen von der Nothwendigkeit des Bajokordenbesitzes so durchdrungen, daß er trotz seines vieljährigen römischen Aufenthalts nun zum traurigen Ueberzeugung gelangt war, daß bei ihm alles streben von Jugend auf, nach der griechischen Schönheits…nie umsonst gewesen daß er aber durch Besitz Eines Ordens hoffe, die letzten Jahre seines Lebens mit dem beruhigenden Gefühle, diese dennoch erreichen zu können vorzubringen. Der Name dieses Künstlers genügte, die nicht kleine Räumlichkeit der Scozzese durch eine große Menschenmasse anzufüllen, auch fehlte bei solcher Gelegenheit selten keiner, um beim aufrufen der zum Generalstab gehörigen Namen u. Eigenschaften mit eignem, Ja! zu beantworten

Es läßt sich denken, daß es den vielen Ureingeweichten die sich gern dazu gesellten, einen eigenthümlichen Eindruck machte, neben so manchen an Jahren u. Erfahrungen reichen in seine Bes..fe ernsten Denker, neben so vielen jüngern Vollblut in bester Harmonie zum Frohsein vereinigt beisammen zu finden, am mehrsten sich mancher aber in der Poesie des oft genannten General überrascht, indem der allgemeine Begriff eines solchen, wo möglich einen Arm in der Binde, benarbte Gesichtszüge, wenigstens aber doch in einem Auge bestehen mußte, statt dessen aber so ziehmlich den aller gesunesten jugendlichsten der ganzen Gesellschaft antraf. Dieser hatte an der in Hufeisenform gedeckten Tafel in der Mitte seinen Platz. Ein schwarzer Hut (zur Zeit des 30 jährigen Krieges) mit herunterwallenden Feder zum blondgelockten Haupte stand nicht schlecht, hiezu, bald ein blaues zugeknöpftes Jäckchen oder schottschen Wams, die blau seidenen Scherpe der Bajoccorden. Das große höltzerne Schwert, auf welchen geschrieben Du sollst nicht tödten, zur Seite.

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Das beste Bildniß vom ihm, welches eigentlich für das Biltnißbuch der Künstler bestimmt war, ist von Evoin Spechter aus Hamburg in der hier angegeben Weise lebensgröße farbig vortrefflich gezeichnet und kam in die Sammlung des Thorwaldsischen Kunstschätze, demnach also jetzt in dessen Museum zu Kopenhagen. Schlag 9 Uhr war die Versammlung beisammen, zu beiden Seiten des Generals standen die mit ächten Tiegerfellen und Faschier versehenen Licktoren, danach der Älteste (Reinhardt als Schiedsrichter) und so zu beiden Seiden folgend wie hier die Namen angeführt, Einem der Bajoccritter lag es ob die Namen laut und vernehmlich vorzulesen. Hiernach erhebt sich die ganze Gesellschaft und der zum Ordensempfangen auserkorene, welchem ein freyer ausgedehnter Raum offen gelassen, wird ersucht, sich dem Generale, der nun eine Anrede hält zu nähern.

„Kein junger Kunstjünger ists, der ergriffen von der Nothwendigkeit, von Besitz des Bajoccordens zu kommen hier in diesen von den edlen Rittern eingeweihten Räumen vor Euch steht. Die Storia sagt, daß er schon mehrere Jahrzehnte als Bildhauer sich hier herumtreibt, auch hat er mehrere Buden auf der Piazza Barberini und in der Via Sistina aufgeschlagen, wo der Welt weiß machen will, daß alle die schönen im griechischen Sinn gedachten u. ausgeführten Statuen von ihm erfunden und gemeißelt sind. Glaubts nicht! trotz dem daß ihr ihm of mit Meißel u. Hammer auf der Straße herumgehen saht, da könnt ein Jeder kommen! Genug die Welt so anzuführen, daß geht nicht weiter und wir werden nun vor allem erst einmal sehn, wie es mit seinem Reisepaß steht ob ihm überhaupt ein solcher auf legitimen Wege zugekommen und weß Landeskind er ist –.

(Frage) Kamest Du vom edlen Brittenvolk, hat Du mit Osscian was zu thu[n]?
(Antwort) Nein.
Die ganze Gesellschaft mit dumpfleiser, fast unteridischer Stimme spricht in abgemessener gleichmäßiger Form.

Oh nein! Oh nein! Oh nein!

Sein Vaterland muß größer sein.

(Frage) So ist’s vielleicht der gallsche Hahn

dem Du bist treulich Unterthan?
(Antwort) Nein. (Das Chor wie oben)

(Frage) So ist’s wol der Dänen oder Norweeger Land

Wod [sic] der Eisbär mit Seelöw geht Hand in Hand?
(Antwort) Nein (Chor wie oben)
(Frage) Teutonien ist gar sehr groß

wir werden sehn, was da ist los.

Kömmst Du vielleicht von jener sandigen Pilos

wo Berlin die Hauptstadt ist?

(Antwort) Nein. (Chor wie oben)
(Frage) Gewiß es ist der Sachsen Land wo dir Dante mit dem Virgil

rübber und nübber macht?
(Antwort) Nein. Chor wie oben.
(Frage) So ist es dann sicher der Bayern Land wo der Knedel

unter und die Dampfnudel aufgeht?
(Antwort) Nein. (Chor wie oben)
Frage dann aber sicherlich der zusammen gewürfelte Mosaikstaat

wo der Pole nicht zum Böhmen paßt

und der Ungar den Deutschen haßt?
(Antwort) Nein (Chor wie oben [sic]


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(Frage?) Also Spanien, Italien, Griechenland

hast Du zu diesen Dich bekannt?
(Antwort) Nein (Chor wie oben)

Europa wären wir nun durch, wenn nun aber der Examen von allen 4 Welttheilen so durchgemacht werden solle so werden wir vor Sonnenaufgang nicht fertig
„So nenn endlich uns das Land, wo Du das Licht der Welt erblickt“
(Antwort) Es ist kein Land, es ist das Meer! – X

„Ja so, da wundert mich die Ähnlichkeit mit Neptun nicht“
Es folgt hier nun die gewöhnliche Probe; bei den Malern das zur Hand habende Saltz u. Pfeffergefäß, (ein schwartz u. weiß freilich oft sehr zweifelhaft) bei Bildhauern aber ein Mezzo (Weinmaß) oder ein runder Teller, wo Farbe oder Form, selbstverständlich, irrthümlich beurtheilt, nach Empfang des Bajoccordens dieses aber in aller entschiedenster richtigste Erkenntniß ausgeschorchen wird.

Während dem neuen Ritter nun der Bajoccorden angefestet und dieß durch ein donnerndes Hurah und Tuschblasen kund gethan derselbe seine Probe bestanden, erfolgte nebst gefüllten Gläser das Lied vom „Unbekannten Geber“ welches hier nun, mit dem Uns bekannten begann

Der uns bekannt Geber
Erfrische Mund und Leber
der uns bekannte Geber
Er lebe 3mal hoch
Er setze oftmals noch – desgleichen
der uns bekannte Geber er lebe 3mal hoch!

Tags auf diesem Abend, wurde dem neuen Bajoccritter in seinem Studium (Piazza Barberini) das Diplom (welches im Druck erschienen) in Gegenwart mehrerer Bajoccritter überreicht.

Bajoccritter-Diplom
an
Thorwaldsen

„Hier zeigst du die Männer unserer Zeit
„Dort eine grosse Vergangenheit
„Du weckst den Marmor, belebst das Erz
„Du wirkst entzückend, erwärmst das Herz.
„In Kirchen und Pallästen stehn
„Die Werke deiner Meisterhand,
„Doch wenn du willst dass sie bestehn
„Und nimmer zerfalln wie eitel Tand
„Bleib treu dem Bajock mit blauem Band.

Nerly Generalissimus
gegeben im 3ten Jahre seines Amtes
zur Zeit der 22ten Olympiade

L. S. Roma.
1833.



X Thorwaldsen wurde bekanntlich auf
einem von Island nach Kopenhagen
fahrenden Schiffe geboren

Generel kommentar

Dette er et uddrag fra Friedrich Nerlys dagbog, jf. Thorvaldsens Museum j.nr. 6, 12/1940.
Bajockritter-diplomet, der omtales til sidst, findes også i selvstændig udgave.

Arkivplacering

Ukendt arkivplacering. Nachlass Friedrich Nerly, privateje i Kiel / Schleswig-Holstein 1940, fotostat-kopi (m34, nr. 73) tilsendt Thorvaldsens Museum 1940.

Thiele

Ikke omtalt hos Thiele.

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Sidst opdateret 21.06.2016