13.8.1811

Afsender

Friedrich Müller

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Rom

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Modtager

Bertel Thorvaldsen

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Rom

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Udskrift: Al Signore / Alb. Thorwaldsen / Scultore

Dateringsbegrundelse

Dateringen fremgår af brevet.

Resumé

Kommentarerne til dette brev er under udarbejdelse.

Dokument

Hochwohlgebohrner Herr,

Hoch zu verehrender Freund!

Ihr werthes Schreiben hat nicht allein mich völlig beruhigt, sondern zugleich auch noch mehr Betrübtniß bey mir erragt, daß ich, wie mit Recht Sie mir vorwerfen, ohne genugsam erst zu untersuchen, mich habe von meinem Eifer hinnreißen laßen. Dennoch müßen Sie von diesem Fehlgrife, den grösten Theil auf sich selbsten zurücknehmen, hätte ich weniger Hochachtung für Sie als Mensch, als Künstler bey mir bewahrt, so hätten solche Beschuldigungen, die meine Ehre von einer so empfindliche Seite berührten, weniger auf mich gewirckt und ich hätte denn mit kalterem Blute handelen können. Nicht destoweniger bitte ich Sie vielenmahle um V[e]rzeihung und verspreche mir von ihrer Güte daß Sie solches mir nicht versagen wollen.

Sie eröfnen mir geneigt, daß S.K.H. der Kronprinz v. Bayern, Ihnen den Auftrag gegeben, die für Ihn hier erwerbne Kunst-Sachen zu untersuchen, und desweg gut oder schlecht sey zu unterscheiden. Sie gestehen weiter daß Sie ungern dies Geschäft übernehmen, weil Sie befurchten daß S.K. Hoheit glauben daß alle Stücke von großer Schönheit seyen etc. Sollte bey diesen ihren Besorgnißen, eine freundschaftliche Rücksicht auf meine Ankäufe zu gleich genommen seyn, so bitte ich Sie aufrichtig solche mir gänzlich sehen zu laßen, weil wie ich hoffe hier die Natur der Sache sich von selbsten hinnlänglich vertheidigt. Haben Sie die Gefälligkeit gedultig mich an zu hören, und richten Sie hernach aufrichtig.

Damahls als S. Köngl Hoheit geruheten das Geschäfte von den Anticken-Ankäufe auf mich zu lehnen, fragte ich so gleich, nach welchem Ziele ich meine Augenmerck im Betrachte künftiger Erwerbungen zu richten habe, ob alleine nur zur Befriedigung des ästetischen Sinnes, oder zugleich mit für die Genugthuung des Alterthums-Kunde. Die Antwort war: für beyde, doch mit der Erinnerung begleitet: so viel und so wohlfeyl als möglich zu kaufen”. Ich suchte zwar in meinem Schreiben an den Königl Kronprinzen, als Norm die Maxime zu den Ankäufen zu fest zu setzen: daß bey wenigem aber vortrefliche um billigen Preis, mehr gewonnen sey, als bey vielem, wohlfeylem Mittelmäßiger, allein weiter als solches vorzustellen was hier, wo ich den Unterthan nie aus den Augen verliehren durfte, zu gehen nicht erlaubt. Erst später faßter S. Königl Hoheit den Entschluß die Ankäufe für die Kunst alleine, und blos auf das was claßisch oder sich dem claßischen Stile näher zu beschmücken.

Mein erster Ankauf war in Rücksicht für die Alterthums-Kunde, die Begräbtniß-Monumente der Manilier, welche damahls eben endeckt wurden; Stücke die einzeln blos auf die Kunst betrachtet, wenig Werth besitzen, allein in ihrem Cicklus für die geschichte, als einer der ersten Familien, allerdings intereßant sind.

Die übrige Käufe alle, ausgenommen die über lebensgroße Venus mit dem Mars-Pferde zur Seite, die blos obiger Erinnerung zu geneige gekauft wurde, wovon der Preis mit der Restaurazion sich nicht [] auf 200 Scudi völlig beläuft, wurden nach S. Königl Hoheit lezterer Ansicht geschloßen. unter solche rechne ich den Cincinatus, den jungen Bacchus, nemlich deßen anticke Theile, Germanickus, Zeno, die Muse in Horelief, das Baßrelief welches das Opfer des Priapus vorstellt, wo zu ein kleineres blos als Zugabe gehört, der Kopf des Solon, der vom Dichter Alcäus, der von einen Furie, der Leib eines jungen Helden, die Büste von einem unbekannten Römer welchen viel dem Gordianus gleicht, und denn die zwey Fragmente, das Kind welches Trauben ißt und der Leib des Jünglings an den sich Schenckel und Bein von einem Mädchen befindet. Das ist alles was ich für S.K. Hoheit gekauft habe, ich frage welcher billige, einsichtsvolle Kenner und Künstler kann den lezteren hier benanntnen Stücken solchen Werth abspechen ? Was weiter mehr in dieser Sammlung mir zum Beyspiele das was von Hr Testa gekauft worden, wie auch von Hl Pacetti zu lezt, sammt dem was S.K.H. der Kronprinz selbsten in Mayland von Hl Rehberg erworben haben gehet mich nichts an und laße solches daher in seinem eigen Werthe und Unwerthe beruhen.

Ihre Besorgniße könnten daher bey meinen Ankäufen sich höchstens nur auf die manilische Begräbtnis-Monumenten erstrecken von deren artistischen Gehalte dennoch S.K. Hoheit hinnlänglich überzeugt seyn muß – das heißt das solcher der geringere Theil an ihnen ist. Fahren Sie daher mit aller Zuversicht in Rücksicht meiner fort S.K. Hoheit Wunsche zu erfüllen, ich wiederhole Ihnen daß ich völlig überzeugt binn daß die benannte Stücke, w[e]der in Ihrem Utheile, noch in den von jedem andere einsichtvollen Künstler werliehren können.

Verzeihen Sie daß ich so spät auf ihr werthes Schreiben antworte, ich binn mit einem Pesterfieber seit einigen Wochen schon geplagt, und fühle daher manche Tage nicht wo mir das Kopf steht. Mit vollkommener Hochachtung habe die Ehre mich zu unterzeichnen, ihr

Rom d. 13ten. Aug.
1811
 

ergebenster F. Müller

Arkivplacering

m3 1811, nr. 19

Sidst opdateret 10.05.2011