No. 6333 af 10318
Afsender Dato Modtager
Heinrich Mylius [+]

Afsendersted

Rom

1834 [+]

Dateringsbegrundelse

Uden datering, men brevet er relevant for Mylius’ bestilling af et relief af Thorvaldsen 1833-34.

Bertel Thorvaldsen [+]

Modtagersted

Rom

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Ingen udskrift.

Resumé

Kommentarerne til dette brev er under udarbejdelse.

Se original

und die größesten ihrer Weisen das ganze Lehrgebäude der Moral auf Gerechtigkeit, auf Ordnung in den Neigungen oder auf die Mittelstraßen zwischen zwey außersten Enden, welches beide Laster seyn, bauten: so konnte es nicht fehlen, daß auch ohne die Nemesis zu nennen, sie ihren Zaum und ihr Maas immer im Gesicht behielten, ja nicht oft genug an die Folgen erinnern konnten, die aus der kleinsten Überschreitung diesseit und jenseit folgten. Ihrem klaren Auge war es nicht entgangen daß außer jenen großen Abwechselungen das Schicksals, gegen welche der Mensch die wahre Ephemera auf Erden, nichts vermag, das Meiste auf ihm selbst beruhe, und er also die kleinere Waage seines Schicksals überall mit sich führe. Nüchterne Müßigung des Gemüths war ihnen die Zeuge dieser Waage und indem sie jene nothwendigen Abwechselungen des Glücks oft und viel bemerkten, unterließen sie nie, dem Sterblichen das Steuerruder in die Hand zu geben, mit dem er sein zerbrechliches Schiff auch durch die wildesten Wellen lenken könnte. Alles einem von den Göttern an. Gar oft Erheben im Unglück sie den Gesunkenen, der Auf schwarzer Erde liegt, oft fällen sie auch den Mann der am festesten steht und werfen ihn rücklings um: dann kommt ihm Böses auf Böses: er irrt umher, Ein Elend-Armer, der Muth ist ihm zerknickt.

Nie sag’ ein Mensch, was werden wird,
Noch den er sieht, wie lang’ er leben werde;
Die Flügelschwingende Mücke
Verändert so schnell sich nicht, wie der Menschen Glück.

Alles im Menschenleben hebt und beugt die Zeit;
Doch lieben die Götter stets den weisen, nüchternen Sinn
Und hassen den Übermuth.

Offenbar war mit solchen Lehrsprüchen, die in großer Zahl angeführt werden könnten, der Grund zu allen den Zügen gegeben, die das Bild der Nemesis vollenden. Denn wenn diese bescheidne, weise Mäßigkeit der Menschen so oft die augenscheinliche Entscheiderin ihres Glücks und Lebens war, wenn man in hundert Fällen bemerkt, daß der Glückliche nur dadurch gestürzt ward, daß er sich in seinem Glück nicht zu mäßigen wußte, indem er entweder den Neid andrer gegen sich erweckte, oder vom guten Fortgang seiner Wünsche betäubt, in einer Art von Schwindel auch das Unmögliche wünschte, und über die Linie, die ihm das Schicksal gezogen hatte, die er auch mit nüchternem Auge wohl hätte finden können, tollkühn hinausbrach: so gaben ja diese Erfahrungen selbst unsrer Göttin das Rad unter die Füße, das immer beweglich, spurenlos hinläuft, und um welches sich der Menschen lachendes Glück wälzet. Mithin ward sie die Entscheiderin, die Zunge auf der Lebenswaage des Menschen; keine Rach- und Plagegöttin, sondern eine hohe Rechtvertheilerin eine unbetrügliche, die nach dem eignen Betragen des Menschen der Erfolg seiner Thaten abwägt.
Jedes zu glänzende Glück ist durch sich gefährlich, nicht etwa nur, weil es den Neid erwecket und das Rad der Zeit sich unaufhörlich fort wälzet; weit gefährlicher ist’s dadurch, weil so gern Übermuth dasselbe begleitet. Und sofort stürzet es sich; die Göttin, die dem Tritt der Menschen verstohlen nachschleig[xx], weiß mit ehernem Zaum die leichtsinnigen Anmaßungen des Übermüthigen zu zügeln und ihm den stolzen Nacken zu beugen. Ein Morgenländer würde ihr zu diesem Zweck den Becher der Verwirrung in die Hand gegeben haben, mit dem sie die Seele des Anmaßenden in Taumel oder Schlaftrunkenheit senket; der Grieche blieb bei den Symbolen der Gerechtigkeit und des Glücks, dem Rade, dem Zügel, dem Maas, der Waage, und so war Nemesis auch in ihren strengsten Beschäftigungen eine Wolthäterin fürs Ganze der Menschheit. Indem sie die wilden Roße des Übermüthigen mit fester Hand bezügelt, rettet sie den Unglücklichen, der unter den Fußtritten derselben zerknickt dalag. Indem Sie das Rad des Glücks mit leisem Fuß, oder die Waage des Schicksals mit leisem Finger ändert, kommt eine neue Gestalt der Dinge zur Ansicht, die ein billigeres Gleichgewicht zeiget. So führt jedes Attribut der Nemesis auf jene ewigen Wahrheiten zurück, die uns der Weltlauf lehret:

Des Glückes große Gaben haben am meisten auch
Das Glück zu fürchten. Ein weithin glänzend L[oo]s
Lockt ferne Gefahr auf sich; im Gebiet der Sterblichen
Ist nichts, was hoch ist, sicher: entweder nagt
Die Zeit es nieder oder der Menschen Neid,
Sobald es ja zum Gipfel der Blüte kam.

Gemäßigt Glück ist immer das Sicherste,
Da weder im dunkeln, tiefen Staube du liegst,
Noch auf der Höh’ der Wolken schwindelnd hangst.
Wer niedrig fället, verbirgt den Schaden leicht.
Was hoch her stürzet, stürzet mit schwerem Fall;
An allem Glänzenden naget der Neid mit Macht,
Und wen das Glück erhoben, dem stellets nach.

Wie also jener Glückliche ausdrücklich bat, daß Nemesis ihm zur rechten Zeit kleine Wiederwärtigkeiten auf die Bahn seines Lebens legen möchte, damit er nicht zu glücklich, zu rasch und unternehmend werden möchte, so thut dies das Schicksal seinen

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m18 1833, nr. 79
Sidst opdateret 10.05.2011 Print