20.6.1861

Sender

Johan Bravo

Sender’s Location

Firenze

Recipient

Just Mathias Thiele

Information on recipient

Ingen udskrift.

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Abstract

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Document

Villa Schmitz, bei Florenz
20 Juni 1861

Lieber Thiele

Du hast vermuthlich durch Freund Bissen erfahren daß ich in Rom, gleich nach Ostern, von einer ernsthaften Krankheit befallen ward, wozu die Doctoren ein bedenkliches Gesicht machten und ich selber war der Meinung, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Trotz dem daß mir strenge verboten war, irgend eine Beschäftigung vorzunehmen machte ich mein Testament, un nicht wie Ernst Meyer es bloß mündlich bestimmt zu haben. Ich habe die im Laufe der Jahre in Rom gesammelten Zeichnungen, Gemälde & & der Kupferstich und Handzeichnung-Samlung in Kopenhagen, vermacht. Es sind nicht bloß von Landsleuten, Zeichnungen sondern, Zeichnungen von andern Nationen so auch Gemälde dabei und wenn diese auch nicht alle von gleichen Werthe sind, so gebe ich doch dadurch meine Erkenntlichkeit dem Vaterlande, von dem ich fast das ganze Leben entfernt war zu erkennen – Du wirst fragen, warum ich hier und nicht in Rom bin? Die Aerzte haben mich von dort fortgeschickt, ich sollte eine Luftveränderung vornehmen u habe hier bei Freunden auf dem Lande die Einladung, bei ihnen zu sein, dankbar angenommen. – Wenn ich Deine Brief vom 8 November v.J. unterm 2 Feb. D. J auch nur flüchtig beantwortet, so habe, so wohl diesen als deinen letzten Brief, von 14 Feb. habe ich mit hierher genommen und beide pünktlich zu beantworten, welchen in Rom zu thun, mir in letzter Zeit unmöglich war. – Zuerst zu Canina’s Sachen. Im Jahre 1842 brachte ich für König Christian VIII, mehrere Gaben von Canina und Campana, so auch für unsere Akademie. Canina hatte mir außer dem Exemplar für den König, ein Ex. l’Architettura antica & composta di 3 grossi Vol. e di 9 Tom. testo in 8o.grande zu den Preis von 91 Scudi 48 Baj. zum Verkauf mitgegeben, so auch 1 Ex. die Tempi cristiani, welches gleichsam als eine Forsetzung [sic] des vorhergehenden Werkes zu betrachten ist und 27 Scudi 60 Baj. kosten sollte. Ich erinnere sehr gut daß Du mir nach meiner Abreise schriebst, daß du es zu solchen Preis nicht verkaufen konntest und ich wollte damals Dir schreiben es für minder fort zu geben, da Canina mir das Werk geschenkt, jedoch da er dieses zum Beding gemacht, es nicht unter jenem Preis zu lassen, um es bei den Buchhändler nicht in Mißcredit zu bringen, so ließ ich die Sache ruhen. Er ist seit 5 Jahre tod und ich ließ die Sache hinstehen, in der Hoffnung daß ich selber nach Kop. reisen würde, um es sodann persönlich mit Dir abzumachen. Selbst auf deinen Brief von 8 Nov. gab ich deshalb keine Antwort in der Hoffnung diesen Sommer das Vaterland zu besuchen und da dieser Plan wiederum nicht auszuführen ist, so muß ich wohl antworten, zumal Du mich an Leben und Sterben erinnerst und ich beinahem eine Probe davon bekommen hatte. Der Preis beider Werke
Sc 91. 48 und
27. 60 Baj
Scudi 119. 08 oder
238 Rd., will ich der Akademie zu Scudi 75 oder 150 Rdt. lassen und Du kannst mir das Geld durch einen Wechsel auf Paris senden. Es sind fast gar keine Exemplare mehr von diesem Werk zu haben und die Erben von Canina halten fest auf gesagte Preise.

Nun auf E. Meyer Nachlaß zurück zu kommen, so erhielt ich vom ausländischen Ministerium die Ordre, daß ich jene Sache die für die Handzeichnung-Samlung von dem Verstorbenen bestimmt wären diese dem Ministerium direkt einschicken sollte. Auf einen Attest, von den andern Landsleuten, daß Ernst Meyer im Leben gesagt, daß seine nach der Natur gemachten Zeichnungen an jene Sammlung nach seinem Tode komme [sic] sollte. Beides ist geschehen und ich habe nicht weniger als 12 Mappen mit Zeichnunge [sic], Studien in Oel und Acquarellen u 94 Skizzenbücher eingeschickt und Du wirst Deine Freude haben sie zu ordnen. Es freuet mich daß diese Sachen nach Kop. gekommen sind, es sind wahre Schätze, die freilich für Nichtkenner keinen Werth haben, Du wirdst [sic] aus den vielen Sachen erst sehen, wie Meyer sich mit den Jahren verbessert, wie er fortgeschritten ist, wie er Volksscenen geistreich mit wenig Strichen aufgefaßt, wir viele Motive er zu andern Bildern im Vorrath hatte. Welche Studien er zu seinen Bildern macht, besonders zu seinen Schreiber. Meyer, war nicht, wie so viele bloß Costummaler, er war Künstler, Dichter voller Leben. Du wirst auch jene Zeichnungen finden, die er in Sicilien mit einem unendlichen Fleiß, (Architektur) machte u die Du wohl fast entstehen sehen. Ich habe im Leben von M. lange nicht alle seine Sachen gesehen, erst nach seinem Tode wurden sie uns sichtbar und faßt jedes Blatt ist auf beiden Seiten bezeichnet. Ich hoffe die Sachen werden jetzt bald in Kop. eintreffen und es wäre gut, daß Du Dich im Ministerium vorher meldest, damit Du bei der Eröffnung der Kiste gegenwärtig bist. Die Kiste ist wohl emballirt und mit dem Consulatsiegel versehen. Da Du die Sachen zu übernehmen hast, so hast Du auch ein Recht bei der Eröffnung gegenwärtig zu sein. Die Familie in Hamburg hat die fertigen Acquarellen, Oelbilder Kupferstiche, Lithographien, Photographien, Zeichnungen von Meyers Freunden, Portraite & & zugeschickt erhalten. In Mitte Mai ist Meyer [sic] Schwester in Hamburg auch plötzlich gestorben worüber die Familie trostlos ist. Es sind ganz herrliche Menschen u der Meyer in Kopenhagen lebt mit Allen in Streit, selbst mit Ernst als seinen einzigsten wahren Bruder lebte er zu Zeiten in Hader. Mir hat er ein Streich der seinen Charakter am Besten kenntzeichnet und wie er so vielen Leuten in Kopenhagen es sagte, so wird er bei Dir gewiß auch gewesen sein und diese Anschuldigung gesagt haben. Nemlich er schrieb an Weilbach, (durch dem [sic] ich ihm während meiner Krankheit mittheilen ließ, daß ich die Ordre von dem Ministerium, den Nachlaß seines Bruders nach Kop. zu senden, erhalte [sic] hätte und daß ich diese Ordre nachkommen würde, so bald ich hergestellt sei,) er habe gehört ich habe für seine Familie in Hamburg, Photographien nach den Zeichnungen anfertigen lassen, welche eigentlich der Akademie gehörten u Weilbach, solle dieses gleich einstellen lassen und die Sachen nach Kopenhagen senden. Aus dieser Ursache hätte ich auch die Absendung der Zeichnungen hinaus gezogen. Es müßten eine bedeutende Anzahl von Photographien gemacht sein und er verlangte ein Verzeichniß über alle Zeichnungen die ich hätte photographieren lassen. Ich glaubte es sollte mir der Schlag rühren wie ich eine solche Anschuldigung las und der Aerger über solche Injurien hatte die Folge daß ich einen Rückfall und die Gelbsucht bekam – Ich schrieb den Hr. Abraham Meyer gleich am Tage und verlangte von ihm er solle mir den Namen des des [sic] Schuftes nennen, der solche Infamen gesagt, damit ich ihm [sic] vor Gericht ziehen könne. Er beschuldige mich grade zu des Diebstahls und die Verzögerung de Absendung wovon lediglich er, durch den Streit mit seiner Familie schuld [sic], wie seine Brief u Telegraphische Depeschen bewiesen. Alle Landsleute mit Weilbach an der Spitze konnten u wollte [sic] Zeugniß geben, daß E. Meyer Nachlaß nachdem das Inventarium gemacht sei nicht geöffnet sei u Niemand sie gesehen. Auf diesen Schreiben erhielt ich seine Antwort aus Hamburg worin er sich entschuldigt, daß er seine Anschuldigungen zurück nehmen indem er sie auf bloßen Verdacht hin gesagt. Ich habe jetzt daß [sic] Ganze dem Ministerium vorgelegt, bei dem er einen Widerruf machen soll, sonst muß ich andere Maßregeln nehmen. Du kann [sic] ihn dieses sagen, denn ich will nichts mehr mit ihm zu thun haben.

Ich hoffe daß es dir wohl gehet, grüße deine Frau u Tante Fame. Sei so gut und frage Deinen Schwiegersohn Major Lönborg, ob er die Briefe, welche ich ihm von Rom nach Paris geschickt erhalten. Ich bat ihm das ausgelegte Porto 1 Rd 3 [tegn for mark] 8 ß an Bissen zu geben, doch der hat nie darauf geantwortet, ob Lönborg die Briefe erhallten oder das Geld ihm gegeben. – Ich reise Ende dieses nach Rom zurück u da soll es mich freuen wenn ich bald etwas von Dir erfahre. Hier ist es furchtbar warm und das Landvolk ist beschäftigt die reiche Ernte einzubringen.

Lebe wohl grüße die Bekannten u mache es möglichst bald wieder nach Italien zu kommen. Dein

I. Bravo.

Archival Reference

m31, nr. 78-79

Last updated 10.05.2011