10.8.1820

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Stuttgart & Tübingen

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Omnes

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Dateringen fremgår af tidskriftet, hvor teksten blev trykt.

Abstract

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Wie Tief und Sicher unser Künstler aber in der Charakterdarstellung zu greifen vermag, zeigt eine treffliche Gruppirung dreyer lebensgroßer BildnisseI, vor die ich im Geiste auf neue mit dem Wohlbehagen trete, welches jede gelungene Schöpfung des Menschengeistes uns gewährt; und das als ein Besitzthum der Fürstin von Hohenzollern bereits früher nach seiner Bestimmung abgegangen ist. Beyde Brüder Schadow feyern hier unter dem begeisternden Schütze Thorwaldsen’s den Bund der Malerey und Sculptur. Der ältere Bruder Rudolph steht dem Beschauer links, das scharfe, ausdrucksvolle Profil dem jüngern zugewendet, dem er rasch vorfreisend die Hand reicht. Die Spinnerin, eine besonderes glücklisch ausgeführte Arbeit desselben, die er veranlasst worden, mehreremal zu wiederholen, zeigt sich, vom Rücken gesehen, im lichtlos gehaltenen Hintergrunde. Diese, so wie seine Bekleidung, bezeichnen die Werkstatt des Bildhauers. Die leichte Mütze auf dem Scheitel, der freye. Hals und hoch überm Ellbogen entblößte Arm, gönnen dem Zeichner und Coloristen hier einen willkommnen und wohlbenuzten Spielraum, wodurch zugleich diese ganze Gestalt einen ungewöhnlichen Ausdruck von Wahrheit, und hohes Leben gewinnt. — Nur die leichtgestreifte Weste erinnert, in ihrer prosaischen Form, an die neuere unerfreuliche Männertracht. Jenem gegenüber steht, uns zur Rechten, am äußersten Ende der Tafel, Wilhelm Schadow, wie nur eben eintretend, im grünen Mantel, den eine Spange vorn zusammenfaßt, das Haupt mit dunklem Barett bedeckt. — Den liebenden Blick ernst auf den Bruder gerichtet, scheint er wie unter stillem Sinnen die rasch dargebotene Rechte leise zu drücken; indem Thorwaldsen, mit angenehmer Wendung des Hauptes dem ihm näher stehenden Schüler zugeneigt, auf dessen Schulter seine Rechte ruht, in der vor sich hingehaltenen Linken, zugleich mit dem Modell-Stäbchen einen Lorbeerzweig wie spielend zwischen den Fingern bewegt. Wie uns ein Menschen-Antlitz aus dem Spiegel klar ausgesprochen entgegentritt, so, in einfacher, lebensvoller Naturwahrheit stellt sich uns dieses, frey von jeder Manier und in einem Styl gemalt dar, welcher gleich fern von Trockenheit als von verflossener Weichheit eine Vollendung gestattet, die alles Kleinliche ausschließt.

Leicht und weich legt sich das im Erbleichen noch sichtbar blonde Haar des nordischen Künstlers mir schönem Fall über die Schläfe, und läßt die hohe Stirn frey, vor welcher erheiternd schöne Gebilde der Kunstwelt zu gaukeln scheinen, indeß scharfprüfender Verstand die deutungsvollen Spuren zwischen den Brauen in leisen Furchen gezogen hat. Klar und durchdringend ist der Blick des lichtblauen Auges, geübt die zartesten Verhältnisse der Formen abzuwägen, und die wohlgeformte, gerade hinlaufende Nase, wie der feingespaltene, zu freundlicher Rede sich erschließende Mund, bilden mit den übrigen Zügen eine lebendige Uebereinstimmung. Vaterland, Lebensalter und Beschäftigung stellt sich darin unzweifelhaft dar. Es ist vielleicht nicht überflüssig anzuführen, daß nicht nur eine in Rom nur eben angelangte Fremde, welche zufällig gleich dieses Bild gesehen, nach diesem den Künstler Thorwaldsen selbst erkannt, wie derselbe sich ihr von der Straße zuerst zeigte — sondern, daß ein Schwede, mit mir zugleich Schadow’s Werkstatt besuchend, durch das dunkle Nationalgefühl beyder nordischen Völker gegeneinander plötzlich angeregt, laut ausrief: „Ha, da ist der Däne ! ! !” – Mit Wehmuth mußte ich bey diesem Bilde mir selbst sagen: So und nicht anders hätte Schiller gemalt werden müssen. — Denn hat auch Danneckers kühner Meissel, von begeisterter Liebe geführt, des Dichters Abbild – großartig, wie Verehrung dem hingegangenen Heros dankt — der Nachwelt aufbewahrt; so gehörte jene geistige Blässe des vielbewegten Angesichts, das Leuchten des freundlich klaren Auges, der wechselnd weiche Wurf des wallenden Haares, in das Gebiet des Malers, und in diesen leisen Abschattungen geht den Späterlebenden sein Bild mit denen allgemach unter, welche ihn so sahen und liebten.

Die Vortrefflichkeit der Ausführung von Thorwaldsens Kopf berechtigt zu Forderungen, die wir bey diesem Werke nur allein in des Malers eignem Bildniß unbefriedigt sehen. Wie eben dieser Gestalt in der Gruppirung die wenigste Bewegung zugetheilt worden, läßt der dunkle Mantel und die Hauptbedeckung sie noch schwerfälliger erscheinen, und die männlich regelmäßigen, in der Natur gefälligen Züge des Künstlers, haben eine starre und finstere Beymischung erhalten, welches uns zu der Frage veranlaßt; Warum er denn sich selbst so lieblos behandelt habe? — Wobey ich jedoch nur ungern seine Entschuldigung gelten lassen muß, daß er eine fremde Hand entlehnt habe, um seinem Blick die bestimmte Richtung zu geben.

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General Comment

Dette er en trykt tekst fra det tyske kunsttidsskrift Kunst-Blatt, op. cit. Kun de passager af teksten, der vedrører Thorvaldsen, citeres her.

Thiele

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Commentaries

  1. Wilhelm Schadow, Bertel Thorvaldsen og brødrene Schadow i Rudolf Schadows atelier 1818

    Wilhelm Schadow: “Bertel Thorvaldsen og brødrene Schadow i Rudolf Schadows atelier”, 1818, tilhører Alte Nationalgalerie, Berlin.

Last updated 13.06.2017