An Thorwaldsen
Gottlob! Gottlob! Ich habe Dich erschaut
Du Heldengreis in Deinen Silberlocken!
Gar ernste Locken, doch drob’s keinem graut
Nein, die umkränzen Dich, wie Blüthenflocken!
Dir lächelt noch das Leben hold als Braut,
Und wird Dir lächeln stets mit süßem Locken,
Bis einst am späten Ziel aus heil’gem Munde
Der Tod dich grüßen wird: „Nun vollgesunde!“
Und ich, ein Sangmann, der schon Vier und Sechzig
Der Jahre hat im, irdischen Lauf durchwallt,
Nicht als im düstrer Todes Rabe krächz’ ich,
Nein, tönend hall’ ich dir, wie Nachtigall schallt,
Und nicht nach Wiederhall vergeblich lechz’ ich.
Du grüßest freundlich mich im Künstlerwald,
Und kommst auf magisch vielverschlung’nen Wegen
Mir wundersam mit Wundergruß entgegen.
Nun will ich singen auch die Wunderkunde
Von deinem alten Islands Heldenahn,
Die oftmal schwebte schon auf meinem Munde,
Doch nimmer laut ward bis auch bei leiblich sahn
Dich meine Augen, und zum Künstlerbunde
Mich traulich deine Arm’ ich fühlt’ umfahn,
O tief tief mir gegrüßt, du –Nordlands [Meister]- Islands Meister,
Von Rom bis Nordkap Held im Reich der Geister!
| Berlin am 2te Junius, 1841 | Lamotte Fouqué |