No. 1023 of 10318
Sender Date Recipient
Bertel Thorvaldsen [+]

Sender’s Location

Rom

2.3.1811 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Ludwig 1. [+]

Recipient’s Location

München

Abstract

The commentary for this letter is not available at the moment.

[Rom den 2ten Merz 1811.]

Allerdurchlauchtigster Kronprinz,
Gnädigster Fürst und Herr!


Schon längst wäre es meine Pflicht gewesen Ew Königl Hoheit auf Höchstdero gnädiges Schreiben vom 18ten Januar zu antworten, allein eine heftige Augenentzündung, samt einem rheumatischen Zufall, welcher mir auf einige Zeit den freyen Gebrauch meiner Hände untersagte und der noch nicht von mir gewichen ist, machten mir diese unmöglich. –
1) Die Restaurationen welche unter Camoccini’s Leitung für Ew Königl Hoheit verfertigt werden, habe ich mit ihm besehen und auch meine Meinung hierüber geäusert; sobald sie ganz fertig sein werden hat mir derselbe versprochen mich abermals hinzuführen, und dann werde ich dem Restaurateur nach meiner besten Einsicht auf das vielleicht Mangelhafte aufmerksam machen. –
2) Wegen der Venus welche Pacetti von neuem wieder zusammen setzen soll, bin ich einigermaßen in Verlegenheit[.] Ew Königl Hoheit werden gewiß auch dergleichen alte Herrn Professoren bekannt sein, welche stets ihren veralteten Ideen folgen und sich höchst ungern von Jüngeren etwas sagen lassen wollen. Indeß auch er hat mir versprochen sobald er seine Arbeit beendigt hat, sie mir zu zeigen.
3) In meinem nächsten Schreiben werde ich Ew Königl Hoheit ein vollständiges Verzeichnis meiner Arbeiten übersenden.
4) Der berühmte Medusenkopf im Pallast Rondanini ist bei einem Banquier versetzt, so ist auch alles gute was in dieser Sammlung vor seit einiger Zeit daraus werschwunden; doch wäre dieser Kopf wohl noch für einen enormen Preis zu haben, da man wohl das vierdoppelte seines Werths für ihn fordert.
5) Nach einer Untersuchung in Begleitung der Herrn Eberhard und Wagner ward das Resultat, daß der Sarkophag in Pallast Braschi zwar an manchen Stellen restaurirt, durchaus aber nicht überarbeitet sei. – Außer diesem Sarkophag empfele ich Ew Königl Hoheit besonders, eine Diana, Venus, einen Bachuspriester, ein Kind mit einem Schwan, das Fragment einer kleinen drappirten Figur, und ein sehr schönes Piedestal, welches auf allen vier Seiten mit Ornamenten und Figuren verziert ist, und sich vorzüglich gut zum Fußgestelle eines Candellabers schicken würde. –
6) Der Torso dem Herrn Rehberg gehörig ist ein außerordentlich schönes Fragment, und eben so schön ist der Kopf; Obschon er, da am Halse bei der Zusammensetzung ein Stück fehlt, welches aber leicht zu ergänzen wäre, jezt nicht darauf past; so bin ich doch der Meinung daß er zu diesem Torso gehört, da Styl und Character vollkommen übereinstimmend sind
7) Wenn Ew Königl Hoheit, den Sarkophag, den Bachuspriester und die Diana für 3000 Piaster bekämen, so würde ich diesen Preis für sehr billig halten, doch mus ich die Ehre haben zu bemerken da der Duca Braschi als jetzigen Maire von Rom wohl in einer brilianteren Situation sich zu befinden scheint als vor einigen Jahren, so würde der Preis für obige Statüen gewiß nicht gering sein. – Das von H Camoccini Ew Königl Hoheit vorgeschlagene Fries aus dem Pallast St Croce, ist so sehr restaurirt und den Augen entfernt, daß obschon ich nicht zweifle, daß es einige Schönheiten enthält, ich doch nicht zu unterscheiden wage wie viel oder wenig daran antik ist. Das berühmte antike Gemälde die sogenannte Aldobrandinische Hochzeit geht jezt nach Paris ab wohin es lange bestimmt war; den Aldobrandinischen Pallast hat der General Miolio gekauft, in denen an diesem Pallast befindlichen Basriliefs welche ich gemeinschaftlich mit Camoccini durch Hülfe von Leitern untersucht habe, befindet sich viel schönes besonders was Ornamente betrift, indeß ist manches auch sehr verstümmelt.
8) In meinem nächsten Briefe, werde ich alle die Kunstwerke welche Ew Königl Hoheit hier besitzen, in die angegebene Ordnungen gehörig rubriciren.-
9) Den Herrn Architecten Klump kenne ich blos von Ansehn von seinen Arbeiten ist mir nie was zu Gesicht gekommen.

Nochmals bitte ich Ew Königl Hoheit, wegen meines langen Stillschweigens, unterthänigst um Verzeihung; der herrannahende Frühling und die milde Luft werden mich bald ganz heilen, und mich im Stand setzen mit den grösten Eyfer Allerhöchstdero Befehle nachzukommen, denen ich mich mit so größerer Freude unterziehe, da Ew Königl Hoheit wahrlich der einzige Fürst in unserer bedrängten Zeit sind welcher sich mit reiner Liebe der Kunst so huldreich annimmt – auch kann ich versprechen, daß alle diejenigen Kunstwerke welche ich Höchstdenenselben empfehle, gewiß Ihrer würdig sein werden


Allerunterthänigst
A. Thorwaldsen

General Comment

Kommentarerne til dette brev er under udarbejdelse.

Archival Reference
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv München, Nachlass König Ludwig I., I A 40 IV
Last updated 22.02.2012 Print