From Cloudless To A Thunderstorm


Das Verhältnis zwischen Dänemark und den Herzogtümern Schleswig und Holstein durchlief in Zeitraum von ca. 1780 bis 1848 eine Entwicklung, die von einer relativ unproblematischen Koexistenz bis hin zum offenen Konflikt führte. Mit dem Gottorfer Tauschvertrag wurde 1773 das Ziel der dänischen Politik: die uneingeschränkte Macht des Königs über die gesamte Monarchie endlich erreicht. Bis ungefähr 1800 bestand dann ein scheinbares Gleichgewicht zwischen den Herzogtümern ‒ d.h. in erster Linie Holstein ‒ auf der einen und dem Königreich Dänemark mit Kopenhagen als Zentrum auf der anderen Seite. Seit A.P. Bernstorffs Tod 1797 kann man jedoch von einem aufkeimenden Bestreben sprechen, das darauf hinzielte, die Verhältnisse innerhalb der Monarchie zu vereinheitlichen ‒ was in den Herzogtümern als ein von aussen kommender Eingriff in lokale und ererbte Strukturen empfunden wurde. Der Krieg 1807-1814 traf die Herzogtümer schwer. Holstein wurde im Winter 1813/14 von russischen Truppen besetzt, wodurch Geldwesen und Handel ruiniert wurden. Es lässt sich von nun an ein wachsender holsteinischer Separatismus erkennen, der seinen Ursprung in einer permanenten Unzufriedenheit mit der Art und Weise hatte, wie die Angelegenheiten der Herzogtümer von Kopenhagen aus geregelt wurden. Die Gründung des Deutschen Bundes 1815 auf dem Wiener Kongress verankerte durch den Beitritt Holsteins dessen staatsrechtliche Sonderstellung innerhalb der Monarchie, und der Begriff Deutschland erhielt als Zielvorstellung seinen ersten, wenn auch bescheidenen politischen Rahmen. Die Ereignisse nach 1830 gaben mit der Schaffung der beiden Ständeversammlungen für Schleswig und Holstein dem Separatismus eine weitere formelle und institutionelle Existenz. Erst um 1840 erhielt der dänische und der deutsche Nationalismus eine moderne Ausprägung, die in der Folgezeit Anhänger in weiten Teilen der Bevolkerung fand. Mitte der 1840er Jahre ist die »Nationalisierung« der Politik durchgeführt. Die dänische Bewegung in Nordschleswig erhielt nun Unterstützung aus dem Königreich und ‒ bis zu einem gewissen Grad ‒ auch aus Skandinavien. Das Schicksal des Deutschtums in Südschleswig und in Holstein wurde dafür eine brennende Frage für die deutsche nationale Bewegung, die sich im Laufe der 1840er Jahre der offentlichen Szene bemächtigte. Der nationale Konflikt, der sich am Status Schleswig verschärfte, welches nicht Mitglied des Deutschen Bundes, aber vielfältig mit Holstein verbunden war, wurde in seiner konkreten Ausformung in diesem Jahrzehnt entscheidend dadurch geprägt, dass Deutschland als die große, offensive und kommende nationale Macht auftrat, wohingegen Dänemark als kleine und dem Gestrigen verhaftete Nation auf dem Rückzug erscheint.

Last updated 11.05.2017